Samstag, Februar 12, 2005

Hömma, iss Kiames...

...würde man bei uns daheim im Pott sagen. Die Schatten des St. Kilda-Festivals werfen jedenfalls ihr sprichwörtlichen Schatten voraus.

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Scheint ein ziemlich cooles Sommerfest zu werden. Zumindest hat gestern abend schon mal eine kubanische Kapelle ein bißchen Salsa gezupft.

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Und am Strand haben dazu die rucksackgestählten Hüften aus Madrid, Paris und Wolfenbüttel gezappelt.

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Da spart die Omma sich den Reisekostenzuschuß von der kargen Rente ab, damit das Kind was von der Welt sieht, und was macht Melanie (rechts im Bild)? Hampelt mit einem hergelaufenen Pablo (2. v.r.) am Strand herum. - Die Namen und Zusammenhänge sind selbstverständlich frei erfunden.
In jedem Fall aber können alle beteiligten Angehörigen beruhigt sein. Passieren kann bei diesem Festival nix, denn der Rettungsdienst steht bereit und ist vollständig ausgerüstet. Die Flasche, die die junge Dame da in der Hand hält ist zwar verdächtig grün, ich kann aber bestätigen, dass es sich um Sprite gehandelt hat.

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Chinesische Party und deutsche Ordnung an der Wäscheleine

Die Daten eines entspannten Ruhetages: 20 km Radfahren, zwei Bier und drei Zigaretten - wobei sich an den Radkilometern heute abend wohl auch nichts mehr ändern wird...

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Zunächst hab ich mal eine kleine Stadtrundfahrt unternommen.

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Was - na ja - eindrucksvoll, aber nicht wirklich berauschend ist. Es ist halt eine Großstadt mit entsprechend ausuferndem Stadtzentrum samt Wolkenkratzern.

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Dazu ungefähr so viele Menschen, wie ich bisher zusammengenommen in allen besuchten Käffern gesehen habe. Ein bißchen folkloristisch wurd's dann entlang des "Mighty Yarra River", wo dieses Wochenende das chinesische Neujahrsfest gefeiert wird.

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Für die echten Chinesen vermutlich eine amüsante Veranstaltung, denn statt asiatischem Gewusel wird hier gesittet und geordnet gefeiert. Jeder Stand mit einheitlichem weissen Plastikzelt und genau abgemessener Stellfläche (sowie vermutlich entsprechend berechneter Gebühr).

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Trotzdem eine hübsch anzuschauende Folklore-Veranstaltung mit original chinesischem Krimskrams, amerikanischer Coca Cola und einer erklecklichen Anzahl deutscher Touristen.

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Auf dem Heimweg hab ich dann rein zufällig noch ein bißchen Formel 1 Luft geschnuppert. Genau zwischen der Innenstadt und meinem Basislager St. Kilda liegt der "Albert Park". Irgendwie kam mir der Name bekannt vor und als ich heute durchfuhr fiel mir auch wieder ein woher: Im Park wird gerade eine Rennstrecke aufgebaut. Die bin ich natürlich gleich mal lang gefahren und das kam mir von Kurve zu Kurve bekannter vor - ich könnte schwören, die Strecke bin ich schon mal am PC in einer Formel 1 Simulation gefahren.

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Hier Start und Ziel, danach kommt eine enge Schikane und dann geht's rechts um einen See rum - blöde Kurvenkombination, wo ich immer rausgeflogen bin, bevor es auf der anderen Seite eine sehr schnelle Linkskurve gibt... Ich hab die Zeit nicht gestoppt, aber ich denke wegen der noch andauernden Bauarbeiten hab ich den Streckenrekord knapp verpasst.

Übrigens berichte ich zur Zeit hier aus dem "deutschen Haus" in Melbourne. Zum Beweis hier ein liebevolles Detail von der Wäscheleine gleich hinter dem Fahrradschuppen. Ich bin nicht sicher, ob es eine englische Übersetzung für das Wort Klammerbeutel gibt, in diesem Fall ist sie aber auch nicht nötig. Das Stück dürfte ein Original-Import sein.

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Ist aber auch kein Wunder. Das Kommando hier im Fort führt Silke aus Deutschland und mindestens 80 Prozent der ansässigen Rucksacktouristen kommen von "daheim". Schon sehr niedlich, dass das Erdgeschoss praktisch pausenlos vollgestellt ist mit riesigen Rucksäcken, an denen vorne kleine Mädchen und Jungs befestigt sind, die gerade die Welt erobern. Und immer, wenn ich im Vorbeigehen zweieinhalb Sätze Globetrotter-Fachgesimpel aufschnappe denke ich: "was für ein Glück, dass ich bloß Urlaub mache." Und während Malte, Rebecca und Co in der Gemeinschaftsküche wieder eine Dose Ravioli knacken, zieh ich jetzt los und hau in irgendeinem Schickiladen meine Kreditkarte auf den Tresen - und hab nicht einen Funken schlechten Gewissens dabei...

Freitag, Februar 11, 2005

Gaehhhhn, Raekel...

Puuuiiiih, das ist aber nett hier. Ein ganz schoen gemuetliches Viertel, dieses St. Kilda.

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In fuenf Minuten Fusswegentfernung von dieser Huette hier tobt das Leben mit einer Vielzahl von Restaurants, Cafes, Kneipen - jawohl, richtige Kneipen, ohne Liveuebertragung vom Pferderennen und drei festgewachsenen Dauersaeufern als einzigen Besuchern.

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Entsprechend bin ich dann gleich mal in aller Ruhe die Strasse rauf und runter gebummelt und hab an der einen oder anderen Bierverkostung teilgenommen.

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Ungluecklicherweise bin ich dann auf dem Heimweg auch noch genau gegenueber in eine kleine Eckkneipe geraten, in der sich gerade eine Liveband daran gemacht hat, aufzuspielen. Die Kapelle hat's dann zwar geschaft, so lange am Soundcheck zu basteln, bis ich an der Theke fast eingeschlafen waere, trotzdem war's ein schwer netter abend - mit einem entsprechend leicht angeschwollenen Schaedel heute morgen.

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Das zum wiederholten mal angekuendigte "Fine" Wetter hat sich zwar mal wieder nicht eingestellt, aber immerhin ist es bislang trocken, so dass ich's nachher vielleicht nochmal Richtung Innenstadt schaffe. Andererseits kann das eigentlich auch bis morgen warten - ich hab ja ploetzlich sooo viel Zeit. Also vielleicht doch einfach nur ein kleiner Bummel durch's Viertel. Aber aufpassen: Manches Haus hier macht den Eindruck, als koennten sich darin verzauberte Prinzessinnen versteckt halten.

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Brust oder Keule?

Im Restaurant essen zu gehen ist eigentlich eine ganz einfache Angelegenheit. Im wesentlichen das alte "ich fresse, Du streichelst"-Spiel der Kaenguruhs, nur dass die Kellnerin nach dem Essen leider Gottes nicht mich, sondern meine kleine bunte Plastik-Master-Karte streichelt. Allerdings h?t auch dieses einfach Spiel hier am anderen Ende der Welt einige Komplikationen bereit.
Da ist zunaechst die Sprachbarriere. Nicht ganz zu unrecht prahle ich gelegentlich damit, dass ich ganz ordentlich Englisch spreche, fuer Restaurants der gehobenen Kategorie reicht das aber noch lange nicht. Auch in Australien neigen Koeche dazu, ihr verschuettetes literarisches Talent auf der Speisekarte auszutoben - und Menue-Empfehlungen wie "pochiertes Ottergemaecht an einer Variation aus dreierlei Saisongemuesen und zerstossenen Gartenkraeutern" sind mit dem durchschnittlichen Leistungskursenglisch nicht zu bewaeltigen. Hat man sich dann fuer etwas entschieden, das mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Gericht ist - und nicht etwa das Gedicht des Tages oder ein Aphorismus von Oscar Wilde - ist das Leid mit der Fremdsprache immer noch nicht zuende.
Auch in Australien neigen Gastronomiefachkraefte in ihrem Bemuehen um guten Service dazu, den Gast vor dem Essen in ein kleines Quiz zu verwickeln: "Wie moechten Sie Ihr Fleisch? die Suppe vor dem Salat? das Brot zum Hauptgericht?" Vor allem in asiatischen Restaurants ist das zuweilen der lustigste Teil der ganzen Prozedur, wenn eine herzzerreissend liebenswuerdige vietnamesische Oberschulabsolventin und ein verwirrter deutscher Fahrradtourist versuchen, sich in einer beiderseits leidlich beherrschten Fremdsprache ueber die Zubereitungsart von Reis zu unterhalten...
Aber selbst die ganz einfachen, im ersten Augenblick verstaendlichen Dinge koennen ihre Tuecken haben. An "Steak" ist eigentlich nicht viel misszuverstehen. Was aber mag der Unterschied sein zwischen "Scotch" und "Porterhouse"? Da ist man doch froh, wenigstens gelegentlich auf Vertrautes zu stossen.

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Was beim Abendessen immerhin kaum schiefgehen kann, ist die Choreografie: Man geht rein, setzt sich an einen Tisch, es kommt eine Bedienung, die bringt erst das Essen, dann die Rechnung und das war's. Wichtig nur: Den Tisch nicht selber aussuchen. Auch wenn der Laden komplett leer ist, fragt man zunaechst freundlich nach einem Tisch, dann macht der Kellner eine ausholende Handbewegung und erst dann stellt man fest: "Aaaach, hier sitzt ja gar keiner, dann setz ich mich mal ans Fenster".
Morgens und beim Mittagessen ist das zuweilen diffiziler. Daheim erkennt man in einem Restaurant instinktiv - vermutlich an der Einrichtung oder am Frittierfettaroma - ob man sich in einer Pommesbude befindet und an der Theke bestellt, oder in einem Restaurant, wo das Frollein zum Tisch kommt. Hier muss man schon wie ein Luchs aufpassen, um nicht in einem Selbstbedienungsladen eine Ewigkeit hungernd am Tisch zu sitzen, bis ein mitleidiger Schlaumeier einem verraet, wie man ans Futter gelangt. Oder umgekehrt vorlaut an der Theke zu bestellen und von einem stirnrunzelnden Ober darueber belehrt zu werden, dass am Tisch bedient wird. In der Mehrzahl der Faelle folgt die Choreografie uebrigens einer Mischform: Bestellt und bezahlt wird an der Theke, serviert dann am Tisch.
Eine besonders perfide Form uebrigens: Bestellen und bezahlen an der Theke, da schreibt eine Bedienung den Namen auf und wenn das Essen fertig ist, ruft sie den Namen per Mikrofon im Restaurant aus - das heisst dann, nach der Bestellung sitzt man eine Ewigkeit verkrampft am Tisch und versucht im tosenden Laerm des - natuerlich ausnahmsweise vollbesetzten - Restaurants aus den Tonfolgen der vollkommen uebersteuerten Lautsprecheranlage zu erraten, ob man moeglicherweise dran ist. Das laeuft natuerlich darauf hinaus, dass man mindestens dreimal vergebens zur Essensausgabe laeuft und beim entscheidenden vierten mal nicht aufgepasst hat. Das ist der Moment an dem man beschliesst: Morgen geht's zu McDonalds.

Donnerstag, Februar 10, 2005

Willkommen in Melbourne

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Eine besondere Heldentat war das nun nicht mehr, die 50 Kilometer in die Stadt rein zu fahren. Dafür war's aber eine überwiegend nette Tour. Ausnahmsweise war's mal am Vormittag ein bißchen sonnig und hat erst mittags ein bißchen angefangen zu nieseln. Dazu wieder mal hervorragende Straßenverhältnisse. Wenn das nächste mal jemand über die Konstruktion von Radwegen philosophiert, sollte er hier mal nachschauen, wie's gemacht wird.
Was sie dagegen nicht ordentlich hingekriegt haben, war ein schickes Ortsschild, vor dem ich mich feierlich hätte fotografieren können. Den letzten Hinweis auf die Entfernung nach Melbourne hab ich 40 Kilometer vor der Stadt an einem Aussichtspunkt gefunden.

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Danach gibt's nur noch Schilder mit der Entfernung zur "City".

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Und dann ist man plötzlich drin und hat nicht das kleinste Ortsschild passiert. Andererseits bin ich auch noch gar nicht ganz im Zentrum, sondern in St. Kilda, einem kleinen - dem vernehmen nach sehr szenigen - Vorort zwischen Innenstadt und Strand. Ein Stadtteil nicht ohne Tücken. Da am Wochenende hier ein großes Stadtfest ist, hab ich zum ersten Mal das Problem gehabt, dass ich nicht gleich bei der ersten Hotelwahl was gefunden hab. Fünf oder sechs Hotels hab ich durchprobiert und nirgendwo ein Plätzchen für's Wochenende gefunden - so lange will ich auf jeden Fall erstmal hier bleiben. Gelandet bin ich denn im "Olembia" - von meinem Reiseführer für sein unschlagbares Preis/Leistungsverhältnis gelobt. Eine Backpacker-Hütte, die tatsächlich spottbillig ist, aber auch nur mit sehr eingeschränktem Komfort glänzt. Für die nächsten paar Tage wird sie mich aber erstmal beherbergen - und das gesparte Geld läßt sich bestimmt in gut gefüllte Aluminiumdosen investieren...

Hilfreich

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An diesem Aussichtspunkt informieren Plaketten darüber, dass die Ferngläser dazu da sind, in die Ferne zu gucken - nicht etwa zur Abwehr ausserirdischer Raumschiffe oder zur analen Stimulation.

Mittwoch, Februar 09, 2005

Das ist vielleicht ein komischer Tag heute...

hab heute gelernt, was das heisst, wenn die Profis sagen, sie haetten "schlechte Beine" - es ging gar nix. Als erstes hat mich mal die naechste Kaltfront begruesst - vielleicht 15 Grad uns bissiger Westwind am Faehranleger. Dann mit dem Schiff von Phillip Island rueber nach "Stony Point" ans Festland und ein kleines Stueck ueber die Halbinsel ans Ufer der Port Phillip Bay. Dieses "kleine Stueck" hat sich dann ewig hingezogen. Kalt, huegelig, Gegenwind - als ich wieder am Wasser war hab ich mich erstmal im Windschatten zusammengerollt und geschmollt. Die geplante Route ging wieder genau gegen den Wind. Also hab ich kurzerhand beschlossen, lieber mit Rueckenwind direkt Richtung Melbourne zu fahren. Und siehe da, schon lies der Wind nach, die Sonne kam raus und die Strasse wurde richtig nett. Dazu hab ich dann noch einen Mountainbiker getroffen, der mir ungefragt den ganzen Weg rein nach Melbourne erklaert hat. Jetzt bin ich in Mornington, auf halbem Weg nach Melbourne und werd mir gleich mal ein Nachlager organisieren und morgen in die Stadt fahren - und dann sehen, wie sich das Wetter weiter entwickelt. Langsam koennen die sich ihre Kaltfronten mal sparen...

Was der Reiseführer verschweigt: brutale Raubüberfälle australischer Ureinwohner

Ein exotisches Land voller friedlicher Bewohner - so stellt sich Australien gerne dar. Die Realität sieht anders aus, wie die folgenden Bilder beweisen. Aufgenommen im "Australian Wildlife Park" auf Phillip Island, wo Touristen mit einer braunen Papiertüte voll Trockenfutter mit der ganzen Brutalität dieses Kontinents konfrontiert werden.
Viele Ureinwohner sind hier seit Generationen im beliebten "Ich fresse, Du streichelst"-Geschäft tätig.

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Ein paar Schritte weiter aber ist die Wirklichkeit längst eine andere. Schon Halbwüchsige werden angelernt, um die Touristen auszuspähen.

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Dann nähert sich das erste Mitglied der Gang, um den Touristen in ein Gespräch zu verwickeln und in Sicherheit zu wiegen.

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Selbst unschuldige Kinder werden mißbraucht, um das Vertrauen des Touristen zu erschleichen.

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In der Zwischenzeit nähern sich die anderen Mitglieder der Gang und umringen den Touristen unauffällig von allen Seiten

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Dann schlägt der Anführer der Bande zu: Mit einem schnellen Griff wird dem überraschten Opfer die Futtertüte entrissen.

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Widerstand ist zwecklos.

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In Sekundenschnelle fällt die Bande über die Beute her.

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Im anschließenden Verhör streiten die Täter natürlich alles ab.

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Ein Blick in die danebenstehende Mülltonne aber beweist: Dies war nicht der erste Futtertütenüberfall, der auf das Konto dieser gewissenlosen Bande geht.

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Die Strafverfolgungsbehörden scheinen machtlos zu sein. Hier sehen wir einen inhaftierten Verdächtigen, der von einem Komplizen besucht wird - hecken die zwei bereits den nächsten Überfall aus?

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Und was tun die politisch Verantwortlichen angesichts dieser dramatischen Entwicklungen? Wie immer: Sie verschließen vor den Fakten die Augen.

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Verpassen Sie auch nicht die weiteren erschütternden Reportagen: "Warum Schlangestehen in Australien nicht ungefährlich ist"

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"Der Wombat - die Mutter aller Figurprobleme"

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"Der australische Sommer - so kalt, dass die Fledermäuse beheizt werden müssen"

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und exclusiv: "Woher der Schinken wirklich kommt".

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Montag, Februar 07, 2005

Chemnitz im Sommer

Na, das ist ja großartig. Da schleppe ich mich gestern nach entbehrungsreicher Tour (siehe unten) hierher nach Cowes auf Phillip Island, sehe aus dem Augenwinkel gerade noch ein richtiges Internet Café und dann das. Nach Hotelsuche und Duschen hab ich schnell ein paar freudliche Verse zusammengedichtet, die Bilder dazu rausgesucht, auf dem USB-Stick überspielt und als ich dann zum Internet Café komme, macht der Laden um fünf Uhr zu. Genau wie 80% der übrigen Läden hier auf. Zustände wie in Chemnitz, nur mit besserem Wetter - und mit mehr Japanern, denn die machen in der australischen Nachsaison den Löwenanteil der Touris hier aus.
Die freundlichen Verse von gestern hab ich dann jedenfalls mal aufbewahrt - die gibt's dann jetzt als Konserve.

Die angekündigten Pinguine koennt Ihr Euch übrigens in die Haare schmieren. Offizieller Beginn der "world famous Penguin Parade" ist um 20 Uhr 45, und da ist es schon praktisch dunkel, zumindest zu dunkel um sinnvoll zu fotografieren. Vermutlich der Grund, warum es von der Veranstaltung nicht allzuviele Fotos gibt. Ausserdem ist die Veranstaltung am anderen Ende der Insel, rund 10 Kilometer weg. Im Dunkeln ist da nix mit radlen, da muesste ich mich schon fuer viel Geld mit 200 Japanern in einen VW-Bus sperren lassen...

Davon abgesehen: heute frueh ist auch das Wetter endlich wieder wie in Chemnitz: Regen. Toll.

Mein lieber Herr Gesangverein!

Da haben sich die Wettermacher von Australien aber was ausgedacht für den bekloppten Deutschen auf dem Pushbike. Nach dem vorwitzigen Friesland-Vergleich von gestern waren die wohl etwas angefressen und haben über Nacht mal geguckt, ob sie nicht noch ne Tüte Wind für mich haben - und haben einen ganzen Sack gefunden.
Erst haben sie mich morgens unter Vorspiegelung windstiller Tatsachen aus dem Hotel gelockt, und kaum hatte ich die ersten acht Kilometer entlang der traumhaften Küstenstraße absolviert,

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haben sie der alten Omma Pandora ihre Büchse aufgemacht und mir auf's Haupt geblasen, wie schon lange nicht mehr. Ein vollkommen lächerliches Wetter: Blauer Himmel, Sonnenschein und 30 Grad, dabei aber lockere sieben Windstärken immer schön aus Norden.
Die ersten 30 Kilometer gingen noch, weil immer genau gegenan, was zwar lästig und langsam ist, aber noch fahrbar. Danach aber gab es das ganze als Seitenwind. Auf einem eineinhalb Meter Randstreifen mehr Zirkusnummer als Rad fahren. Man muß sich regelrecht gegen den Wind anlehnen, um überhaupt ein bißchen geradeaus zu fahren. Dann überholt ein LKW und für zwei Sekunden gibt's gar keinen Wind mehr, man taumelt also Richtung LKW. Dann ist der Truck vorbei und es gibt zwei Sekunden Rückenwind durch den Sog, dann wieder volles Rohr Seitenwind - ein einziges Geeiere über die ganze Breite des Randstreifens.
Ich hab's dann für klüger gehalten, erstmal am Strand eine Stunde Pause zu machen, in der vergeblichen Hoffnung, dass der Wind ein bißchen nachlässt.

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Nach insgesamt 70 Kilometern und fünfeinhalb Stunden bin ich endlich in Cowes auf Phillip Island eingetrudelt und habe das Örtchen gleich ins Herz geschlossen: hier gibt's eine Kneipe, in der man draussen Bier trinken kann, was in Australien eine echte Rarität ist.
Dann gab's eine Novität in Sachen Hotel-Roulette. Das erste Los hab ich diesmal zurückgegeben. Mein Reiseführer empfiehlt das Hotel "Isle of Whight" mit Blick auf's Meer. Das klang mir zu teuer und deshalb fiel meine erste Wahl auf das "Coachman's Motel" eine Strasse weiter. Deren Auffassung, ich könne auch mal 140 Dollar pro Nacht zahlen, konnte ich aber auf Anhieb nicht teilen, so dass ich doch mal die "Isle of Whight" besichtigt hab. Hier zahl ich nun 130 Dollar für zwei Nächte, und hab gratis gleich ein echtes Schauspiel erlebt: Die Rezeption ist ein fensterloses Gewölbe zwischen Kneipe und Schnapsladen, belüftet durch ein infernalisch lärmendes Gebläse, dessen Rohre lose durch den Raum verlegt sind. Die Empfangsdame hat dieses Verlies offenbar noch nie verlassen und ist entsprechend eine Gestalt, die den Vorspann jedes Horrorfilms bereichern könnte. Die Zimmer liegen in einem Pappmaché-Gebäude gegenüber (wenn man den Kopf weit genug dreht, kann man sogar das Meer sehen) und glänzen mit einer technologischen Ausstattung, die in den späten zwanziger Jahren reinste Science Fiction gewesen wäre.

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Ob man mit diesen Geräten irgendetwas empfangen kann probier ich nachher aus, wenn ich mir ausreichend Mut angetrunken hab (Update am Abend: Tatsächlich funktionieren beide Geräte. Beim Unteren fehlt der Einschalt-Knopf, deshalb läßt es sich nur durch den Schalter an der Steckdose aktivieren. Außerdem ist die Bildqualität interessant - man glaubt beim Umschalten jedesmal, dass da noch die letzten Minuten der Übertragung der Mondlandung laufen... - ich bleibe also lieber bei den zwei Programmen, die die obere Maschine zustande bekommt).
Morgen schau ich mich dann ein bißchen auf der Insel um. Werde mal versuchen, eine Runde auf dem Rad ohne Gepäck zu drehen. Der letzte Versuch dieser Art in Lakes Entrance wäre fast schief gegangen - ist schon ungewohnt, wenn das Rad plötzlich weniger als die Hälfte wiegt. Andererseits - wenn es weiterhin so in Richtung Süden weht, ist ja vielleicht morgen auch die Luft alle und ich muß sehen, wie ich den Tag ohne Atmen rumkriege... So wie es heute geblasen hat, dürfte Melbourne schon luftleer sein. Die Ärmsten - erst überschwemmt und jetzt erstickt...

Australien und Alkohol

Alkohol ist böse. Das weiß man in Australien ganz genau. Deshalb ist ein Bierchen auf öffentlichen Plätzen verboten, in einem Straßencafe ein Bier trinken gar nicht drin, und Alkohol kaufen kann man - wie in den Staaten - grundsätzlich nur in "licensed" Läden. In Sydney kann das schon mal dazu führen, dass man in einem netten Restaurant isst, aber kein Glas Wein dazu kriegt, weil: "sorry, we're not licensed". Das hindert allerdings niemanden daran, die eigene Flasche Wein zum Essen mitzubringen - hier lebt es noch, das gute alte "Korkengeld".
Je weiter man sich allerdings von den großen Metropolen wegbewegt, desto entspannter sagt der Australier Prost. Jeder Pub hat mindestens einen zweiten Eingang - als "Bottle Shop" für den schnellen Biereinkauf. Wer auf sich hält, hat den Bottle Shop gleich an der Hof-Einfahrt eingerichtet und als "Drive In Bottle Shop" beschriftet.
Ausserdem gilt die goldene Regel: Je kleiner der Ort, desto mehr Läden sind "licensed". Unterhalb von 2000 Einwohnern scheint die Kindertagesstätte der einzige Ort ohne License zu sein.
Teuer ist Alkohol natürlich ausserdem. Aber so mancher Pub bestätigt die "skandinavische Regel" - je teurer der Schnaps desto grösser der Durst.
Und das ganze hat einen bedauerlichen Nebeneffekt: Kommt man nach einer langen Tour in ein Örtchen am Meer, entfällt das "Zielstrichbier" mit Meerblick und wenn man nach dem Essen auf dem Heimweg noch ein gemütliches Bier trinken will, landet man fast unweigerlich in einem finsteren Pub voller noch finsterer Gestalten. Gerne kombiniert mit einer mittleren Spielhölle, Großbildübertragungen von Pferdewetten und ähnlich erfreulichem Ambiente.
Der Effekt der ganzen Politik scheint sich übrigens in Grenzen zu halten. Die Medien sind genauso wie bei uns gut gefüllt mit sorgenvollen Berichten über Alkoholkonsum bei Jugendlichen.

Sonntag, Februar 06, 2005

An der Noooordseeeekuesteeee...

So komm ich mir jedenfalls langsam vor: Seit Tagen ein Wetter, wie im friesischen Fruehsommer: Kuehl, windig, Wolken, Schauer...

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Und das haben sie jetzt davon: ich hab meine Etappe nach Phillip Island erstmal verschoben. Nachdem ich gestern ueber 100 km bei steifem Gegenwind rumgeeiert bin, hat mir heute morgen ein Blick aus dem Fenster gereicht, um einen Ruhetag zu beschliessen. Zumal ich hier in Inverloch mal wieder einen guten Griff in die grosse Lostrommel des Hotelroulettes getan hab.
Ist immer ein bisschen spannend, wenn man in so ein Dorf reitet, in was fuer einer Absteige man landet. Von aussen ist nicht immer zu erkennen, was sich drinnen abspielt. Optisch sehen diese Motels eigentlich alle mehr oder weniger so aus, wie Bates Motel in Psycho - grosser, umbauter Parkplatz und vor jeder Zimmertuer eine Parkbox. Meistens sind die Zimmer auch aus demselben Katalog eingerichtet. Zuweilen gibt's aber auch Ueberraschungen: Vorgestern in Yarram war das "Commercial Hotel" gar nicht mal so commercial. Fuer grad mal 25 Dollar die Nacht gab's Obdach in so etwas wie einer umgebauten Doppelgarage im Hinterhof der oertlichen Kneipe - nett, billig, praktisch.
Inverloch degegen klingt nicht sonderlich heimelig, das Motel ist dafuer sternetauglich. Fuer stolze 110 Dollar residiere ich in einem Zimmer mit den Ausmassen meiner Wohnung, inklusive luxurioesem Fruehstuecksbuffet und Kabelfernsehen. Da kann man sich doch mal einen Ruhetag goennen. Zumal Hoffnung besteht, dass morgen mal wieder ein bisschen die Sonnen scheint und der Wind etwas nachlaesst, damit die gerade mal 70 Kilometer nach Phillip Island ein froehlicher kleiner Schulausflug werden.
Nach allem, was ich bisher darueber gelesen hab, lohnt es sich dann schon wieder ein oder zwei Tage zu bleiben, denn auf dieser Insel gibt's durchaus ein bisschen was zu sehen...

Ist das nicht total langweilig, stundenlang auf dem Fahrrad zu sitzen?

Das haben sich doch bestimmt schon einige gefragt. Zugegeben: Vier, fünf, manchmal sechs Stunden auf dem Rad sind nicht immer prickelnd. Vor allem, wenn manchmal die nächste Kurve schon zu sehen, aber noch eine knappe halbe Stunde entfernt ist. Andererseits hat man da mal Zeit, sich mit den wichtigen Dingen im Leben zu beschäftigen. Naturwissenschaften zum Beispiel. An einem der ersten Tag bin ich losgefahren und dachte noch: "Mist, den ganzen Tag Richtung Süden, da wird Dir ganz schön die Sonne auf die Mütze braten." Irgendwann unterwegs schrecke ich hoch: Die Sonne kommt von hinten - ich fahre in die falsche Richtung. Das GPS behauptet aber, die Richtung stimmt. Ich hab dann nur etwa zehn Minuten rumgegrübelt, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Der fleissige Maus-Zuschauer weiß es längst: Ich bin ja auf der Südhalbkugel, wo die Sonne mittags bekanntlich im Norden steht. Gut, dass man beim Radfahren hier einen Helm tragen muß. Da kann man sich bei solchen Erkenntnissen ungefährdet an die Stirn schlagen.
Eine gute Beschäftigung ist auch Mathematik. Schließlich muß man immer kalkulieren, wie lange man noch unterwegs ist, um auch unter ungünstigen Bedingungen rechtzeitig das Tagesziel zu erreichen. Auf dem Weg von Genoa nach Orbost durch die Berge kam ich relativ früh an einen ewig langen, steilen Anstieg, das Tempo gerade noch knapp über zehn km/h. Ich hab dann nachgerechnet, was passiert, "wenn das so weitergeht". Beruhigt habe ich ausgerechnet, dass ich die verbleibenden 50 Kilometer bis zum nächsten Ort trotzdem noch in fünf Stunden schaffen kann, somit Zeit für ein paar Pausen habe und trotzdem sicher vor Einbruch der Dunkelheit da sein kann. Beim zweiten Nachrechnen ist mir dann aufgefallen, dass bei geschätzten zehn Prozent Steigung der besagte Ort auf ungefähr 5000 Meter Höhe liegen müßte, "wenn das so weitergeht" - was nach allem, was man bislang über Australien weiß doch eine ziemliche Überraschung wäre.
Zusammenfassend muß man vermuten, dass die gern gehörte Theorie, körperliche Betätigung befördere die Hirntätigkeit, nur sehr eingeschränkt gilt...

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Australische Küche

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Der Amerikaner - das weiß man - hat im Laufe seiner viel zu kurzen Evolutionsgeschichte die Fähigkeit verlernt, aus Kartoffeln irgendetwas anders zu fertigen, als Pommes Frites. Ganz anders als wir Europäer - zweifelsfrei die unbedingte Krönung der Schöpfung - wir beherrschen Dinge wie Salzkartoffeln, Pellkartoffeln, Bratkartoffeln, ganz zu schweigen von der Kunst des Kartoffeldrucks. Als der kleine Gutenberg damals in der Vorschule... aber ich schweife ab.

Der Australier nun hat sich die gemeine Fritte als eher exotische Zubereitungsart erhalten - ganz britisch hier "Chips" genannt. Der natürliche Zustand der australischen Kartoffel ist dagegen das Kartoffelpüree. "Mash" gibt es zu jeder Gelegenheit. Steht nichts weiter auf der Karte, kann man davon ausgehen, dass es grundsätzlich zu jeder Mahlzeit "Mash" gibt. Zum Steak, zum Schnitzel, sogar zu Lasagne. Obendrein wird auch noch alles tatsächlich "auf" dem Püree serviert, so dass das Steak beim Schneiden unweigerlich darin versinkt.

Neulich habe ich mir als Ur-Australische Spezialität "Bangers and Mash" bestellt: Bratwürstchen mit Kartoffelpüree. Fehlt nur noch Sauerkraut und wir haben das Originalrezept vom Räuber Hotzenplotz, kurz bevor er Seppels Großmutter vernascht.

Immerhin verwendet der Australier eine gewisse Liebe auf sein Kartoffelpüree. Da sind schon mal Kräuter drin, oder ein Hauch von Kartoffelstückchen, oder Speck - gelegentlich sogar Geschmacksstoffe. Jedenfalls endet die Liebe gar zu häufig beim Kartoffelpüree. Das Steakfleisch ist eher gut durchgebraten als gut durchwachsen.

Wirklich in den Olymp der australischen Cuisine dringt aber nur der ganz Wagemutige vor, der Frühstück im Motel bestellt. Arg- und ahnungslos habe ich an einem der ersten Tage morgens "Spaghetti auf Toast" bestellt - in der Annahme, Nudeln seien ein gutes Radfahrerfrühstück. Angesichts der Masse, die ich da auf dem Teller hatte, wurden wehmütige Erinnerungen an Seveso wach. Entweder hatte die Dose schon 20.000 Jahre in einem unterirdischen Zwischenlager verbracht, oder muß noch 20.000 Jahre lagern, bis der Ekelfaktor soweit abgeklungen ist, dass das Ganze nur noch krebserregend ist.

Nicht ohne Reiz ist auch der Versuch, mittags eine Kleinigkeit zu essen. Man verfällt beim Radfahren in der Sonne ja so leicht in mediterrane Schwärmereien und träumt von schattigen Terrassen, auf denen diverse Köstlichkeiten zu kühlem Bier oder Weißwein gereicht werden. Wie schön ist es da, an das einfache Leben erinnert zu werden, wenn es wackelige Plastikstühle und die Auswahl zwischen Weißbrotsandwiches und Weißbrotburgern gibt - und Cola aus der Plastikflasche den Gipfel der Dekadenz markiert.

Jeder bessere Reiseführer weiß zu berichten, dass die australische Küche eine reizvolle Mischung aus europäischen und asiatischen Einflüssen ist. Auf dem Land bedeutet das, dass neben "Harry's Fish & Chips" "Mr. Wong's Chinese Take away or Dine in"-Restaurant ist. Oder dass auch der Chinese das Schweinefleisch süß-sauer auf Kartoffelpüree serviert.

Ganz anders sieht das aus, kommt man erstmal in den Dunstkreis von Sydney oder Melbourne: Da findet man tatsächlich die Küche, die der Reiseführer verspricht. Restaurants, die nicht bloß ein guter Italiener, Chinese oder Araber sind, sondern spannende Sachen kreuz und quer zusammenkochen - und einen mit dem ganzen Kartoffelpüree-Kontinent versöhnen.