Samstag, Januar 29, 2005

Noch sind wir diesseits von Eden....

...sorry, der bloede Witz musste sein. Tatsaechlich bin ich noch nicht ganz in Eden, sondern in Merimbula (Achtung, Ausspracheregel: MeRIMbjula), etwa 25km weiter noerdlich. Den Rest hab ich mir geschenkt, weil das auch so ein ziemlich harter Tag war - selber Schuld, wie man gleich sehen wird.
Erstmal schulde ich aber noch ein paar Bidler von gestern.

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Das ist nun schon sehr ueberholt - bin ja schon rund 150km weiter. Und dann war da dieses putzige Staedtchen gestern - Tilba, genauergesagt "Central Tilba" - soviel Zeit muss sein.

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Und meine Unterkunft dort

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Wie gesagt, alles sehr niedlich. Als ich vom Internet-Laden zurueckgekommen bin, hab ich dann erfahren, warum ausser "Wirrina's" alle weiteren 16 Gaestebetten des Staedtchens ausgebucht waren: Ein Motorradclub hat sich abgesagt - der Club der "Norton Owners". Einen der Kollegen hatte ich dann auch noch als Nachbar in der Herberge, und wie sich herausstellt, heisst die Wirtin nicht Wirrina, sondern Kay und war seinerzeit in den Fuenfzigern auch stolze Besitzerin einer "Norton"-Maschine - Was man ihr heute nur noch bedingt ansieht.

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Jedenfalls fuehrte kein Weg daran vorbei gemeinsam zum Hotel rueberzuschlendern und die versammelte Motorradkombo zu besuchen. Und wie wir da so gemuetlich auf der Veranda sitzen und darueber plaudern, was ich fuer eine arme Sau bin, so ohne Verbrennungsmotor, gab ein Wort das andere, bzw. ein Bier das andere und Mrs Kay hat im Verlaufe von vier oder fuenf Gin-Tonic ein paar Anekdoten aus dem Gemeindeleben dieses 72-Seelen-Staedtchens zum besten gegeben. Von den jahrelangen Verhandlungen mit der regionalen Telefongesellschaft um die Aufstellung einer Telefonzelle am Ortseingang, ueber die alljaehrliche gemeinsame Weihnachtsfeier bis zum aktuell brennenden Thema "soll der Feigenbaum neben dem Hotel gefaellt werden, damit die freiwillige Feuerwehr ohne Rangieren aus der Garage fahren kann" - alles in allem Stoff fuer mindestens zwoelf Folgen einer sehr vielversprechenden Fernsehserie...

Jedenfalls zog sich der Abend bis deutlich nach Mitternacht hin, so dass heute morgen vor halb zehn an Aufbruch nicht zu denken war. Mit grossem Hallo hab ich dann die ganze Motorradkombo an der (auch sehr pittoresken) Tankstelle im Ort nochmal getroffen. Und ein paar Kilometer hinter Tilba hat mich dann der ganze Korso hupend und winkend an einer Steigung ueberholt - so begeistert begegnen sich Motorradfahrer und Radler auch selten.

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Damit waere erklaert, warum meine Form heute nicht zum besten war. Der zweite Grund fuer den etwas schleppenden Verlauf der Etappe war wieder mal das Gelaende. Von Tilba aus gings erstmal runde 40 Kilometer in Wellen immer wieder bergauf - bis auf 250 Meter hoch, dann in einer Irrsinnshitze runter nach Bega und weiter Richtung Kueste. Und als ich mal wieder dachte "Prima, das war's, jetzt noch ein bisschen ausrollen und dann gemuetlich eine Dose zischen lassen", haben mich am Ende nochmal zwei ueble Anstiege erwischt... Fuer die Radfahrfreunde hier das Profil der heutigen Runde.

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So richtig was fuer's Grundlagentraining war das nicht...

Ach ja, bei der Motel-Suchrunde durch das Oertchen hier hab ich die ersten "Gleichgesinnten" getroffen. Ein Paerchen aus Alaska, die auch mit Raedern Richtung Melbourne unterwegs sind, die naechsten Kilometer aber per Bus abkuerzen wollen. Ausserdem machen die es auf die harte Tour: Mit Zelt und Kocher auf Camping Tour. Das fehlte mir jetzt noch. Kaum hatte ich mein Motel gefunden fing es naemlich an ganz genuesslich zu regnen. Was fuer eine Vorstellung, nach dieser Etappe heute im Nieselregen im Zelt zu sitzen und eine leckere Tuetensuppe zu schluerfen...:-)

Und zum Schluss endlich die faellige Wunsch-Erfuellung: Die Kollegin Doris wollte unbedingt ein Foto von hinten, um zu ueberpruefen, ob die gekuerzte Frisur akzeptabel ist. Bitteschoen:

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Ehe ich's vergesse: Heute hab ich mein erstes Kaenguruh gesehen. Wer haette gedacht, dass diese Tiere so flach sind - zumindest nachdem sie versucht haben, die Strasse zu ueberqueren. Allzuviel niedliches war nicht mehr uebrig von dem Kameraden, deshalb habe ich mal auf ein Foto verzichtet. In den kommenden Tagen gibt es ja noch mehr Gelegenheiten, denn was jetzt folgt ist erstmal ziemliche Wildnis. Viel Strasse und gelegentliche Mini-Orte mit Motel. Kann also gut sein, dass jetzt wieder ein paar Tage Funkstille ist, bis ich aus den Weiten des fernen Suedens wieder in belebtere Gebiete komme - dann in einem neuen Bundesstaat: Victoria. Den wichtigsten Unterschied zwischen New South Wales und Victoria hab ich gestern schon an der Bar gelernt: in Victoria gibt's das Bier in kleineren Glaesern - muss ich halt eins mehr trinken...

Was mir schon seit Sydney auffällt

Ich weiß nicht, war es der durchaus ansehnliche Prinzessinnen-Import der Dänen, irgendwelche halbseidenen Reportagen oder einfach nur Kylie Minogue, irgendetwas hat in mir jedenfalls die Vorstellung erweckt, die Australier seien ein im Großen und Ganzen attraktives Volk. Das ist ein Irrtum.
Nicht, dass es nicht ein paar außerortentlich schöne Menschen hier gäbe. Aber ein paar davon gibt es schließlich überall - und jeder Leser mag sich da jetzt ganz persönlich gemeint fühlen. Im Durchschnitt muß der Australier, bzw. gerade die Australierin, sich jedoch auf die Zehenspitzen stellen, um ein wenigstens durchschnittliches Attraktivitätsniveau zu erreichen.
Das mag historische Gründe haben. Immerhin sind die Australier ein Volk von Einwanderern, ein Gemisch aus allen Völkern der Welt, die sich hier zusammengefunden haben. Und der prüfende Blick enthüllt: Die Völker der Welt haben nicht eben ihre erlesensten Gen-Träger ausgesandt, um in der Fremde schöne Töchter und Söhne zu zeugen. Erschwerend kommt hinzu, dass Australien ursprünglich eine britische Kolonie, genauergesagt ein britisches Gefangenenlager war - und von Engländern abzustammen, das ist im großen Formel 1-Rennen der Schönheit so gut wie ein Start aus der Boxengasse mit einer halben Runde Rückstand.
Nun weiß jeder Rennsport-Fan: Wenn schon Rückstand am Start, dann zählt jedes Gramm weniger Gewicht, um den Rückstand aufzuholen. Gerade da sind die Australier aber wiederum nicht sonderlich sparsam. Weite Teile der Bevölkerung tragen den Nachweis einer gesicherten Lebensmittelversorgung auf den Hüften mit sich herum. Zum Teil in Ausmaßen, die darauf hin deuten, dass Australien eigentlich gar keine Insel ist - nur das Gewicht der eigenen Bevölkerung drückt den Kontinent so weit unter Wasser, dass die Landbrücke nach Asien vorübergehend unter dem Meeresspiegel liegt.
Ein weiterer attraktivitäts-limitierender Faktor ist die ungerechte Verteilung von Bekleidung in diesem Land. Es scheint, dass die Summe aus Gewicht in Kilogramm und Quadratzentimetern an Textilien einen für jeden Autralier konstanten Wert ergibt. Anders ausgedrückt: Je dicker, desto knapper die Hemdchen. Was an sich schon schlimm genug ist, wird noch multipliziert durch eine erschreckende Auswahl an Blümchenmustern und Pastelltönen.
Das Verblüffenste von allem aber ist, wie unfassbar blass Mencshen sein können, die in einem Land leben, wo dauernd die Sonne scheint. Während der Tourist nach einer Woche trotz massivem Sonnenschutz einen soliden Braunton entwickelt, schaffen es Einheimische, auch nach Jahren einen Hautton zu präsentieren, als hätten sie ihr Leben in einem nördlichen Vorort von Liverpool im Keller verbracht. Und komme jetzt niemand mit dem Einwand die intensive Sonneneinstrahlung hier unten lasse die Haut schneller altern, Krebsrisiko, Falten... was nützt es, wenn die Haut faltenfrei 120 Jahre wird, wenn der Inhalt mit 65 an Verfettung und Langeweile verstirbt?

Freitag, Januar 28, 2005

Willkommen im Wilden Westen...

Howdie, wie man unter Kuhhirten sagt. Heute melde ich mich praktisch mitten aus dem Wilden Westen. Durch eine glueckliche Verkettung von Zufaellen bin ich in Tilba, etwa auf halbem Weg zwischen meinem eigentlichen Ziel Narooma und der naechsten Stadt Bega gelandet. Weil's in Narooma noch so frueh war, bin ich halt noch ein paar Kilometer weiter gefahren und dabei auf dieses Dorf gestossen: Erbaut irgendwann 18dunnemals, zu Goldrauschzeiten (sowas gab's wohl auch ueberall) mal ein bedeutendes Handelszentrum, danach gross ins Kaesegeschaeft eingestiegen und seit das mit dem Kaese auch nicht mehr so brummt halt ein Touristenoertchen. Allerdings hat sich das Stadtbild seit 18irgendwann nicht mehr veraendert. Der ganze Ort - also alle 30 Haeuser - steht komplett unter Denkmalschutz und sieht entsprechend aus wie die Kulisse aus einem John-Wayne-Film. Das Hotel mit angeschlossenem Saloon, die Post, die gleichzeitig Kramladen, Internetcafe, Tankstelle und sonstige Deinstleistungen beherbergt und am Ende, rechts hinter der (natuerliche historischen) Kaesefabrik "Wirrinas Bed & Breakfast", in dem ich nun untergekommen bin. Nach der bisherigen Motelerfahrung ganz komisch, ploetzlich in einer Puppenstube aus dem 19. Jahrhundert zu wohnen...
Leider kann ich keine Bilder mitliefern - der Rechner hier stammt auch noch aus Goldrauschzeiten und hat von USB noch nie was gehoert. Ausserdem hab ich keine Zeit, die Bilder zusammen zu kopieren, denn ich bin in Eile. Fuer 90 Dollar die Nacht hab ich naemlich nicht nur Wohnrecht in der historischen Puppenstube, sondern weil ich der einzige Gast bin geniesse ich auch die bevozugte Betreuung der Wirtin Wirrina, die schon alle ihre Landkarten sortiert, um mir zu zeigen, was ich auf dem Weg nach Melbourne unbedingt noch angucken muss... und eigentlich koennten wir auch noch zum Strand runter fahren... wenn Wirrina 40 Jahre juenger waere wuerde ich befuerchten, ich werde heute abend noch geheiratet. So werde ich wohl mit Adoption davonkommen.

Morgen reiss ich mich dann aus der Wildwest-Idylle los und es geht wieder rund 100km weiter nach Sueden. Das Tagesziel verspricht auch wieder relativ nett zu sein. Immerhin heisst der Ort Eden. Was jetzt bitte niemanden dazu animieren sollte ab uebermorgen was von "jenseits von Eden" zu singen...

Donnerstag, Januar 27, 2005

G'Day Mates...

Puh - gar nicht so einfach hier mit diesem Internet. Nach einem Ort ganz ohne gab's einen mit genau einem Webfaehigen rechner, der dafuer ganztaegig ausgebucht war und gestern schliesslich ein Internetcafe und einen Nationalfeiertag - alles dicht in Batemans Bay. Dafuer geht's nun endlich ein bisschen weiter.

Also, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, ein "kurzer Transfer" an den Stadtrand von Sydney. Das ging morgens ausserordentlich zuegig - haette ich nicht ein bisschen gebummelt, haette ich schon um halb elf die Faehre nach Bundeena bekommen. So wurde es denn halb zwoelf. Was soll's, trotzdem noch jede Menge Zeit.
Einmal drueben hab ich im mich auf die Suche nach einer Unterkunft gemacht. Dummerweise ist die einzige auffindbare Unterkunft in Bundeena ein Fuenf-Sterne-Schuppen mit Preisen ab 200 Dollar aufwaerts. Gerade zwoelf Uhr, das Wetter besser als erwartet, da hab ich mir denn gesagt: "80 Kilometer nach Shellharbour, die reisst Du doch locker am Nachmittag runter." Also los. Die ersten 30 Kilometer ein Traum - eine fast verkehrsfreie Strasse rauf und runter durch eine Art Regenwald.

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Am Ende dann vom "Bald Head Lookout" nur noch eine lange Abfahrt und laut Reisefuehrer 50 flache Kilometer am Meer lang. "Da bin ich ja locker um vier in Shellharbour", denke ich und stuerze mich in die phantastische Abfahrt. Drei Kilometer in rasendem Tempo Richtung Meer runter. Im Vorbeifahren sehe ich aus dem Augenwinkel noch ein Schild "No through road to...." - Mist, zu schnell vorbei.
Unten angekommen erwartet mich eine Strassensperre und ein freundlicher Bauarbeiter, der mir erklaert, dass die Strasse noch bis ungefaehr Weihnachten gesperrt ist. Keine Chance durchzukommen. Ich koennte aber ueber den Highway ausweichen.
So schnell verwandelt sich eine phantastische Abfahrt in einen Albtraum von Steigung, denn der Abzweig zum Highway ist ganz oben. Von dort geht's dann nochmal ein paar Kilometer bergauf bis zu besagter Autobahn, die inzwischen oberhalb der Wolkenuntergrenze liegt. Im dichten Nebel und Nieselregen mache ich da ungefaehr 20 Kilometer Umweg, bis ich endlich wieder zur geplanten Route zurueckkomme.
Nun geht's tatsaechlich flach am Meer lang auf einem gut ausgebauten Radweg, dafuer mit ordentlich Gegenwind. Von "vier Uhr in Shellharbour" ist schon lange keine Rede mehr - vielleicht schaff ich's bis halb sechs.
Tatsaechlich geht es einigermassen voran und um Punkt fuenf verspricht mein GPS, es seien nicht einmal mehr acht Kilometer. Kaum habe ich ein triumphierendes Laecheln aufgesetzt, merke ich, dass irgendwas nicht mehr so geradeaus faehrt wie bislang: Platten am Hinterrad. Also raus ins Gras und den Reifen gewechselt: Schlauch raus, Schlauch rein und das ganze wieder zusammengebaut. Dann zuecke ich souveraen meine Druckluftpatrone - und stelle fest, dass die in Australien wohl mehr Druck haben, als zuhause, denn da ist es mir noch nie gelungen, einen Reifen bis zum Platzen aufzupumpen. Die ganze Uebung also nochmal: Schlauch raus, Schlauch rein, zusammengebaut, VORSICHTIG aufgepumpt - und endlich geht's weiter. Um kurz vor sechs hab ich mich dann schliesslich ins Hotel geschleppt. Die Dame an der Rezeption zu dem sich bietenden Anblick: "You look pretty beat". Haette es in Shellharbour einen Bahnhof gegeben, ich waer mit dem Zug weitergefahren.

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Am naechsten Tag liess sich die Sache dann schon entspannter an. Abgesehen von den Abschnitten auf dem Highway war das eine ganz lockere Radelei ueber 85 Kilometer mit teilweise richtig nettem Rueckenwind. Die Highwayabschnitte in der Naehe der Staedte dagegen eher eine Zumutung: Schlechter bis gar kein Randstreifen, dichter Verkehr und immer wieder gemeine Anstiege.

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Gott sei Dank ging es den groessten Teil des Tages ueber Nebenstrassen. Am Ende dann der wohl verlassenste Ort der suedlichen Hemisphaere: Sanctuary Point. Das ist der Ort, in dem der Satz gepraegt wurde "Hier moechte ich nicht tot ueberm Zaun haengen" - vermutlich, weil immer wieder Einwohner morgens totgelangweilt ueberm Gartenzaun haengen. Ein bisschen Sorgen hab ich mir gemacht, weil direkt vor meinem Motelfenster so ein einladender Maschendrahtzaun stand... Frecherweise heisst die Strasse, an der dieses Elendsviertel der Abendunterhaltung liegt, ausgerechnet "Paradise Beach Road"!
Das einzige Highlight war der Schnapsladen - schliesslich musste ich mir dringend Mut antrinken angesichts der Aussicht, am Mittwoch ueber 100 Kilometer auf dem Highway unterwegs zu sein.

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Die Sorge war denn aber tatsaechlich unbegruendet. Gestern war "Australia Day" - grosser Nationalfeiertag und entsprechend praktisch kein LKW-Verkehr. Dafuer deutlich bessere Strassenverhaeltnisse, angenehmes Wetter und konstanter Rueckenwind. Ausserdem stellt sich wohl so langsam etwas wie Form ein - am Ende war ich trotz ruhiger Fahrweise deutlich schneller als urspruenglich geplant und so gut drauf, dass ich beinahe den geplanten Ruhetag abgesagt haette.
Hab ich dann aber nicht. Dieses Batemans Bay, in dem ich nun sitze ist schliesslich ganz nett, um mal einen Tag rumzubummeln. Ausserdem hoffe ich nach einer kurzen Etappe morgen (runde 85 km bis Narooma) auf zwei verkehrsarme Wochenend-Tage auf dem Highway. Danach sollte ich so weit im Niemandsland sein, dass es ohnehin erstmal ein bisschen ruhiger ist.

Tja, und dann hoffe ich auf eine etwas bessere Versorgung mit Internet-Zugaengen. Der Groesse der Orte zufolge sollte spaetestens am Samstag in Bega wieder was gehen. Drueckt mir die Daumen.


Sport im Fernsehen

Ich bin ja begeisterter Fernsehzuschauer. Nicht, dass ich mir sonderlich viel aus Krimis, Serien oder Nachrichten machen würde. Das ist alles ganz nett, aber dient letztlich nur dazu, die Sendezeit zu füllen, bis das Fernsehen wieder seiner eigentlichen Bestimmung nachkommen kann: die Übertragung von Sportereignissen. Hier erfüllt das Fernsehen seine ganze segensreiche Bestimmung. Es unterhält (zugegebenermassen eher selten) mit spannenden Übertragungen dramatischer Wettkämpfe, es erinnert mahnend daran, dass das Leben oft genug ein zähes Ringen mit einem langweiligen Schicksal ist, wenn ein ödes 0:0 in der Championsleague-Zwischenrunde kein Ende nehmen will, und es verbindet die Menschen, indem es die exotischen Wettkämpfe fremder Völker in die heimischen Wohnstuben zaubert. Da wird Skispringen plötzlich zum Volkssport der Flachländer, Pazifisten ereifern sich beim Biathlon und spätestens zu den nächsten Olympischen Winterspielen mutieren wir wieder zu Fans von Sportarten wie Curling, deren Existenz uns vier Jahre lang nicht einmal für 30 Sekunden beschäftigt hat.
Auf Reisen schließlich erschließt uns eine zufällig erhaschte Sportübertragung einen unbezahlbaren Einblick in die Seele des besuchten Volkes. Ich erinnere mich noch gut, mit welcher Begeisterung ich in den USA Football-Übertragungen gesehen und tagelang die Baseball "World Series" verfolgt habe, bis ich beinahe schon die Regeln verstehen konnte.
Dem versierten Sport-Alles-Gucker ist kein Sport zu exotisch, als dass er nicht - befördert durch ein bißchen Bier - für einen netten Abend gut ist. Was für eine Freude also, als ich gestern im Hotel den Fernseher einschalte und nach kurzem Zappen zwischen drei empfangbaren Programmen ein Cricket-Match entdecke. Die Tatsache, dass da zwei unterschiedlich gekleidete Gruppen von Männern mit einem Ball auf einer Wiese hantieren weist dieses Ereignis zweifelsfrei als Sport aus. Auch sind Zuschauer dabei, ein leidlich aufgeregter Kommentator und ausgiebig Bier-Reklame auf dem Spielfeld, am Spielfeldrand und in den Werbepausen der Übertragung. Damit allerdings endet die Verwandschaft mit allen uns bekannten Sportarten.
Dabei erinnert der Ablauf ein bißchen an das amerikanische Baseball: Ein Mann wirft einen Ball und einer aus der gegnerischen Mannschaft versucht diesen mit einem Knüppel zu treffen. Gelingt dies, versuchen die Mitspieler des Werfers, den Ball wieder zurück zu holen - meistens. Zuweilen scheint das aber aus irgendwelchen Gründen auch nicht nötig zu sein. Trifft der Mann mit dem Knüppel den Ball nicht, ist dies manchmal ein Grund zur Freude für die eine oder andere Mannschaft - auch das allerdings aus nicht nachvollziehbaren Gründen.
Alles Rätsel, die verwirren, aber auch eine Herausforderung darstellen könnten. Das schlimmste für den passionierten Sport-Allesgucker aber ist das scheinbar völlige Fehlen eines Spielstandes. Da, wo normalerweise im Fernsehbild der Spielstand eingeblendet ist, scheint beim Cricket traditionell der Platz für aktuelle Börseninformationen oder experimentelle Mathematik zu sein. "83" steht da. Oder "17.5". Oder "243", oder ähnlich brisante Informationen.
Etwas später in den Nachrichten folgt dann ein Überblick über weitere Partien - augenscheinlich handelt es sich um ein Turnier. Trotz leidlicher Sprachkenntnisse ist aber auch dabei nicht nachvollziehbar, wer nun gewonnen hat.
Beim Weiterschalten stellt man dann fest, dass auch zwei Stunden später das Spiel wohl noch in vollem Gange ist (in der Zwischenzeit hat eine Einblendung darüber informiert, dass es sich bei dem Spiel um "One Day Cricket" handelt - aha, man kann das also auch über mehrere Tage hinziehen). Die weiterhin eingeblendeten Zahlen lassen natürlich keinen Schluß zu, wer in Führung liegt, ob ein Ende absehbar ist, oder überhaupt schon irgendwer irgendeinen Punkt, Tor, Korb oder sonstwas gemacht hat.
An diesem Punkt habe ich aufgegeben und bin stattdessen auf ein Bier in die Bar gegenüber geschlendert. Und tatsächlich: da gibt's eine Leinwand, auf der genau dieses Cricketspiel übertragen wird. Kurz überlege ich, mich zu den Einheimischen zu setzen, und noch einen Anlauf als Cricketzuschauer zu starten. Ich entscheide mich dagegen. Die Vorstellung mich zu setzen und auf die Frage "Wie steht's?" ein "Achtzehnkommadrei" zu hören, läßt den Durst übermächtig erscheinen. Hoffentlich kommt morgen Tennis im Fernsehen.

Sonntag, Januar 23, 2005

...und schon wieder ein neuer Plan

...hat da jemand gesagt, ich sei sprunghaft? Na egal. Jedenfalls macht der Wetterbericht für morgen keinerlei Hoffnung auf Ausflüge in die Berge und noch einen Tag hier im Hotel rumbummeln bringt auch nicht den ganz großen Spaß. Also werde ich das große Abenteuer ganz klein anfangen: mit einem kurzen Transfer ans Südende von Sydney. Durch die Stadt radeln ist ohnehin nicht sonderlich spannend. Nach dem Auschecken nehm ich einfach die Bahn zum südlichen Stadtrand (was ich eh vorhatte) und anschließend die Fähre nach Bundeena. So sollte die erste Etappe losgehen, jetzt nutz ich halt den Regentag um diesen "Anlauf" vorzuziehen. Damit bin ich dann Dienstag zum Start schon mitten im ersten Nationalpark.
Heißt aber auch, dass ich mich damit von den Segnungen der drahtlosen Internet-Flatrate - und damit erstmal von den ganz ausführlichen, bebilderten Ergüssen - verabschiede. Kaum anzunehmen, dass die nächsten Hotels alle so gut ausgestattet sind. Irgendein Internet Café wird sich allerdings gelegentlich finden - Vielleicht sogar schon morgen abend. Ich drück mir jedenfalls die Daumen.

Blaue Stunde statt blaue Berge

Ahhhh, was für ein Sonntag. Fast wie zuhause: Bis in die Puppen im Bett rumlümmeln, am Laptop daddeln und ab und zu mal die Nase aus dem Fenster halten, um festzustellen, ob's immer noch regnet.

"Schauer" hat der Wetterbericht angeküngdigt. Der Schauer dauerte denn von 9 bis 14 Uhr - schöner gemütlicher Dauerregen. Im Unterschied zu Deutschland ist es dabei allerdings nicht kalt, so dass die Hälfte der Hotelbewohner brummelnd auf der überdachten Veranda stehen konnte - anscheinend in dem verzweifelten Versuch, die Wolken durch Hypnose weg zu bewegen.
Die blue Mountains sind damit heute erstmal gestrichen. Vorsichtshalber hab ich aber meinen Aufbruch nach Süden um einen Tag auf Dienstag verschoben. Für morgen sieht der Wetterbericht auch nicht so berauschend aus, so dass ich dann nochmal die Option habe, die Blue Mountains zu versuchen, oder noch eine Runde rumzulenzen und mit der versprochenen Wetterbesserung am Dienstag dann superausgeruht an den Start zu gehen.
Also füge ich mich in mein Schicksal und bummel nachher nochmal gemütlich in dieses schnuckelige Kneipenviertel am Fuß der Harbour Bridge...
Ansonsten gibt's grad mal gar nix zu berichten - aber ist ja auch Sonntag, da ist sozusagen "blogfreie" Zone...