Freitag, Februar 03, 2006

Das Ende der Welt ist erreicht....

...zumindest das Ende der zivilisierten Welt... Seit zwei Tagen kein sinnvoller Internet-Zugang hier. Heute zumindest ein paar Zeilen, wenn auch keine Bilder, den dies hier ist nicht mehr als ein finsterer Muenzautomat.
Das wichtigste: Das meteorologische Wunder ist eingetreten - kein Regen, kein Wind, Sonne und 25 Grad seit gestern und somit endlich mal 200 Kilometer in zwei Tagen absolviert. Bin inzwischen in Dunkeld - ein Ort, dessen Name Anlass zu mindestens 68 albernen Kalauern gibt. Grad war ich in der Tourist Information und die Dama da sagte sinngemaess: "Dein Weg ist hier zuende, Freund und Kupferstecher." Die geplante Route durch die Grampians nach Halls Gap ist in folge der Buschfeuer noch immer komplett gesperrt. Also geht's morgen wieder Retour Richtung Sueden und damit wieder ans Meer zurueck auf die urspruenglich geplante Route. Inzwischen scheint das Wetter ja wieder mitzuspielen.
Hoffentlich gibt's da auch wieder ernstzunehmende Web-Zugaenge, sonst muss ich meine Bilder halt bis Melbourne fuer mich behalten...

Mittwoch, Februar 01, 2006

Geleistete Kilometer heute: 2

...und das ist noch aufgerundet - langsam isses nur noch lustig. Ich hab also trotz Regen tapfer ausgecheckt, in der Annahme, dass der Regen bestimmt nachlassen würde. Die 50km nach Edenhope würden schon zu machen sein. Nach eineinhalb Stunden im Internet-Café bin ich dann noch eine Runde durch den Ort geschlendert, immer schön unter den Vordächern lang, zu einem kleinen Fahrradladen, den ich gestern abend schon gesehen hatte.
Nach dem Erwerb von ein paar Druckluftpatronen und einem Ersatzschlauch hab ich dann noch ein bisschen geplaudert - war ja eh am regnen.
Das Ende vom Lied ist, dass ich bis kurz vor zwei mit Julie

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und Greg

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in der Fahrradwerkstatt getratscht hab. Wie man sieht inklusive Cappuccino und Keksen auf der Werkbank, dem gegenseitigen Austausch von Lebensgeschichten und der Behebung von Gregs akuten Computerproblemen im Büro gleich nebenan. Außerdem haben wir diverse mögliche Routen durchgesprochen, die ich nehmen könnte - für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Wetter jemals eine Weiterfahrt gestattet, denn die ganze Zeit über rauschte draussen ein schöner gleichmässiger Landregen runter.
Schließlich bin ich - immer noch im Regen - auf Empfehlung von Greg und Julie bei der örtlichen Bäckerei vorbei, um den unnachahmlichen hausgemachten Meatpie zu versuchen (tatsächlich prima) und dann zurück ins Hotel, um mich unter mitleidigen Blicken der Rezeptionsdame wieder in Zimmer vier einzubuchen.
Da der Dauerregen in der ganzen Zeit nicht eine Minute aufgehört hat, gehe ich davon aus, dass spätestens in ein, zwei Tagen die große Flut Naracoorte wegschwemmen wird. Dann mach ich im Greg und Julie einen Tretbootverleih auf. Die einzig realistische Alternative ist, dass mich morgen wieder ein Höllensturm aus Südost erwartet, denn damit wäre sichergestellt, dass beide von hier aus möglichen Routen gleichmäßig mit Gegewind versorgt wären.
Die angenehme Seite des ganzen Dramas: Heut abend komm ich wieder in den Genuß des ausserordentlich guten Abendessens hier im Hotel und morgen früh gibt's nochmal den leckeren Cappuccino bei Greg und Julie...

Dumm di dumm....

Mit einem grossen Knueppel sitz ich nu schon seit ueber einer Stunde in diesem mittelpraechtigen Coffee-Shop mit Internet-Zugang durch Muenzeinwurf und schlage brutal die Zeit tot. Viertel vor Zehn und draussen regnet's immer noch. Dabei bin ich so tapfer aufgestanden und trotz Regen losgezogen, in der Hoffnung, heute wenigstens bis Edenhope zu kommen... Mal sehen. Zwei, drei kleine Zeitviecher noch totkloppen, dann komm ich vielleicht los. Und knapp 60 Kilometer sind ja auch schnell absolviert.
So ergibt sich immerhin die Gelegenheit, die Geschichte von gestern abend zu posten, die dank des unverschaemt fruehen Ladenschlusses hierzulande nicht mehr ins Netz kam.

Na, es geht doch

Wind ist halb so wild - man muß nur in die richtige Richtung fahren... Ich habe also die ursprünglich geplante Küstenroute verlassen und mich gute 110 Kilometer landeinwärts durchgeschlagen bis zu diesem Örtchen namens Naracoorte - auf der Karte die gelbe Strecke. wie man sieht, hat mich das wieder ein gutes Stück nach Norden versetzt, aber bei weiterhin heftigem Südostwind war das eher der angenehme Teil...

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Morgen folgt dann die nächste entscheidung. Erstmal geht es über die Staatsgrenze nach Victoria und dann nach Edenhope, da wo sich die lila Route teilt. Da entscheide ich dann, ob ich weiter nördlich bleibe und die Küste erstmal ganz auslasse, oder mit Stück für Stück wieder nach Süden zum Meer pirsche.
Meer wär schon schöner, denn abgesehen vom Windvorteil ist das Hinterland eher von - äh - herber Schönheit

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Das schlimmste ist, dass die Gegend ebendo unbewohnt wie öde ist. Der Ort, der auf der Karte als "Paynes" eingezeichnet ist, erwies sich in Wahrheit als drei verlassene Häuser.

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Als hier das letzte mal eine Flasche Wasser verkauft wurde, wurden währenddessen an der Postkutsche die Pferde gewechselt. Glücklicherweise war mir auf dem Foto noch nicht klar, dass sich die Versorgungslage auf den folgenden 70 Kilometern nicht bessern würde. Dadurch mußte ich auf den letzten Kilometern meine Getränkereste in umenschlicher Art und Weise rationieren. Aber keine Sorge. Auch in der Not der größten Dehydration weiß der erfahrene Waldläufer die Zeichen der Natur zu deuten, die ihn zu einer erfrischenden Quelle führen.

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Übrigens hatte ich anschließend in Naracoorte mal wieder ausnehmendes Glück beim Hotelroulette. Nicht nur das Leben, auch die australische Hotellerie ist ja wie eine Pralinenschachtel - man weiß nie was man kriegt, wenn man in eine Stadt reitet. Normalerweise ist das langweiligste Plastikmotel die beste Wahl. Kein Romantikfaktor, aber solide Ausstattung ohne weitere Komplikationen. Je putziger die Optik, desto größer der Überraschungsfaktor. Gestern in Robe zum Beispiel.

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Sehr heimelig, sehr nettes Vermieterehepaar, aber - wie berichtet - teilweise eher historisch ausgestattet. Der Dusche Wasser im Temperaturbereich zwischen Brühwurst und Eiskaffee zu entlocken war auch nicht so einfach.
Ganz heikel sind die klassichen Kleinstadt-Hotels, die es hier in jedem Nest als Überbleibsel der Goldrauschzeiten gibt. In der Regel sind die seit eben diesem Goldrausch auch nicht nennenswert renoviert worden. Dank der entspannten Glücksspielgesetze in South Australia ist lediglich alles, was mal Charme verbreitet hat, durch Spielautomaten ersetzt worden und der Rest als Bar ausgebaut.
Ensprechend war ich eher skeptisch, als sich mir hier in Naracoorte ein solches Exemplar anbot.

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Aber Obacht: "Hotel - Motel" steht da dran. Der Unterschied ist, dass "Hotel" die billige Wahl ist - kleiner Pferch im ersten Stock mit Klo auf'm Flur. "Motel" dagegen garantiert eigene Wasserversorgung in verschiedenen Temperaturbereichen (meist sogar einstellbar...) und Betten ohne weitere Mitbewohner.
Wie Schiller schon sagte: "Drum prüfe wer zur Nacht sich bindet, dass er sich nicht im Elend windet." Was Schiller nicht erwähnt, ist der zusätzliche Vorteil eines im Hause befindlichen Bottle-Shops. Aber von Bier soll ich ja auch nicht so viel reden.

Montag, Januar 30, 2006

Boah, ist das alles schrecklich hier...

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Jetzt bitte alle erstmal das übliche Geschimpfe loslassen von wegen "Leiden auf hohem Niveau" und dann erst weiterlesen...
Tatsächlich ist das Foto entstanden, als ich mich nach jämmerlichen 40 Kilometern hier in Robe in ein Fleckchen Windschatten verzogen hab. Bis dahin war's mal wieder die reinste Quälerei bei höllischem Gegenwind, der zur Abwechslung auch noch für hiesige Verhältnisse unangenehm kühl war... Da war mir der Regen fast lieber. Andererseits ist das so, als würde ich sagen, "säg mir lieber mein linkes Bein ab, auf dem rechten kann ich ein bisschen besser hüpfen..."
Und Besserung scheint nicht in Sicht zu sein. Vor der Tür der Visitor-Information hab ich den ersten ernstzunehmenden Wetterbericht Australiens entdeckt und danach ändert sich in den nächsten Tagen allenfalls die Anzahl der Regenschauer - der Wind wird eher noch schlimmer. Also nutz ich morgen aus, dass von hier aus endlich mal eine akzeptable Straße von der Küste weg führt. Lieber ein paar richtig anstrengende Berge, als dieser Sturm, der mir mehr auf die Nerven als in die Beine geht.

Die große Qualitätsoffensive

Jenseits des Gejammers über entgangene Kilometerfreuden und meteorologische Ungerechtigkeiten hab ich hier in diesem lauschigen Kaff auch noch ein echtes technologisches Problem. Mein Motelzimmer ist mit einem Stück lebendiger Fernsehgeschichte ausgestattet, das durch Drehen am UHF-Regler ganze drei Programme empfangen kann. So entgeht mir vermutlich der Fortgang der großen australischen Fernsehoffensive.

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Die Sommerpause ist rum, die Sender starten ihre neuen Programme. Und weil Channel 9 im letzten Jahr erheblich Marktanteile an Channel 7 verloren hat, haben die sich richtig ins Zeug gelegt mit neuen Shows, neuen Stars und einem brandneuen Logo - weiße 9 auf blauem Quadrat. Sieht ungefähr so inspiriert aus, als ob es gestern zwischen dem vierzehnten und fünfzehnten Bier fertig werden musste.
Besonders gespannt war ich auf die überarbeitete Fassung der Frühstückssendung "Today", die bisher von der Channel-7-Konkurrenz "Sunrise" nicht wirklich zu unterschieden war.
Ist sie immer noch nicht. Ein Mann und eine Frau moderieren mehr oder minder munter vor sich hin, umgeben von einem Sportmann (und das ist immer ein Mann), einer Nachrichtenfrau (immer Frau), einem Entertainment-Menschen (hier ist geschlechtskreativer Spielraum) und dem jungdynamischen Wettervogel. Der Wetterbericht - ein offenbar ungeschriebenes Gesetz - kommt niemals aus dem Studio, sondern aus irgendeinem verlassenen Kaff: "Ich bin heute im Kugelschreibermuseum von Booroopki"... Es folgt die Vorstellung unglaublicher Highlights des Museums, der Kurzauftritt der Kindertanzgruppe - ach ja, und schnell das Wetter. Die Temperaturen für den kompletten Kontinent in 17 Sekunden.
Der Rest des örtlichen Fernsehprogramms ist dann - mit oder ohne Offensive - durchaus geeignet aufkeimendem Heimweh entgegenzuwirken. Nachmittags verhandelt "Judge Judy" - eine Art australische Barbara Salesch die ihren Umgangston beim Volksgerichtshof trainiert hat - im Wechsel mit dem Kochduell, danach King of Queens und natürlich der Saisonstart von Desperate Housewives.
Fehlt eigentlich nur Florian Silbereisen mit dem großen Sommerfest der Digeridoo-Musik. Undenkbar? Nicht seit ich vorgestern den Trailer zu einer ganz neuen Show gesehen hab: "Clever" mit Wigald Boning. Ab Februar im australischen Fernsehen. Wenn das die Quoten nicht rausreisst...

Sonntag, Januar 29, 2006

In Kiiihingston Toohooown...

Ja, ich geniesse noch das pulsierdende Leben in der Heimat von Reggae und Bob Marley... zumindest heißt der Ort so. Ansonsten hat das eine mit dem anderen Kingston nix zu tun

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Die wesentliche Attraktion dieses Kingston ist das örtliche Traktor Museum und der Riesenhummer, den's gestern schon zu bestaunen gab.
Dass ich trotzdem hier schon wieder auf Ruhetag mache, hat einen ganz praktischen Grund: Durch das feuchte Wetter sind meine durchnässten Klamotten über Nacht einfach nicht trocken geworden und bei der Wahl zwischen Einsteigen in eine feuchte Radhose und Rumlümmeln vorm Kabelfernsehen hab ich nicht übermässig lang gezögert.
Außerdem wäre meine Leistungsfähigkeit heute stark eingeschränkt gewesen. Da ich, abgesehen von einem etwa 100 Jahre alten Rentnerpaar, der einzige Gast im Haus bin, hab ich gestern nach dem Essen noch mit der schon kurz erwähnten bezaubernden Bedienung beim Bier zusammen gesessen. Dabei hat sie mir verraten, dass in einer der zwei Kneipen des Ortes abends noch eine Band spielt, und so bin ich mit der jungen Dame namens Ray und ihren Freunden Tara und Dave und - äh - noch irgendwem im "Crown Inn" gelandet, um zwei Langhaarigen beim Gitarre spielen zuzugucken.
Auf diese Weise konnte ich mich davon überzeugen, dass das Bier hier derart reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, dass einige von den Vitaminen heute früh noch an meine Stirn gepocht haben, weil sie wieder raus wollten.
So ist also heute Regeneration in jeder Beziehung angesagt. Bloß keine Bewegung über einen kleinen Spaziergang zum Zeitungsladen hinaus. Und um allen heimatlichen Spekulationen vorzugreifen: Nein, weitere Fraternisierungen mit der einheimischen Bevölkerung wird's nicht geben. Kräfte sammeln ist angesagt, da es für die 85km morgen schon wieder nach Gegenwind riecht. Ziel ist dann ein Ort namens Beachport. Klingt ganz nett und nach Aussage von Dave gestern abend ist der Ort "ein wenig ruhiger als Kingston". Kann eigentlich nur heißen, dass das eine Geisterstadt ist...

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