Mittwoch, Februar 01, 2006

Na, es geht doch

Wind ist halb so wild - man muß nur in die richtige Richtung fahren... Ich habe also die ursprünglich geplante Küstenroute verlassen und mich gute 110 Kilometer landeinwärts durchgeschlagen bis zu diesem Örtchen namens Naracoorte - auf der Karte die gelbe Strecke. wie man sieht, hat mich das wieder ein gutes Stück nach Norden versetzt, aber bei weiterhin heftigem Südostwind war das eher der angenehme Teil...

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Morgen folgt dann die nächste entscheidung. Erstmal geht es über die Staatsgrenze nach Victoria und dann nach Edenhope, da wo sich die lila Route teilt. Da entscheide ich dann, ob ich weiter nördlich bleibe und die Küste erstmal ganz auslasse, oder mit Stück für Stück wieder nach Süden zum Meer pirsche.
Meer wär schon schöner, denn abgesehen vom Windvorteil ist das Hinterland eher von - äh - herber Schönheit

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Das schlimmste ist, dass die Gegend ebendo unbewohnt wie öde ist. Der Ort, der auf der Karte als "Paynes" eingezeichnet ist, erwies sich in Wahrheit als drei verlassene Häuser.

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Als hier das letzte mal eine Flasche Wasser verkauft wurde, wurden währenddessen an der Postkutsche die Pferde gewechselt. Glücklicherweise war mir auf dem Foto noch nicht klar, dass sich die Versorgungslage auf den folgenden 70 Kilometern nicht bessern würde. Dadurch mußte ich auf den letzten Kilometern meine Getränkereste in umenschlicher Art und Weise rationieren. Aber keine Sorge. Auch in der Not der größten Dehydration weiß der erfahrene Waldläufer die Zeichen der Natur zu deuten, die ihn zu einer erfrischenden Quelle führen.

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Übrigens hatte ich anschließend in Naracoorte mal wieder ausnehmendes Glück beim Hotelroulette. Nicht nur das Leben, auch die australische Hotellerie ist ja wie eine Pralinenschachtel - man weiß nie was man kriegt, wenn man in eine Stadt reitet. Normalerweise ist das langweiligste Plastikmotel die beste Wahl. Kein Romantikfaktor, aber solide Ausstattung ohne weitere Komplikationen. Je putziger die Optik, desto größer der Überraschungsfaktor. Gestern in Robe zum Beispiel.

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Sehr heimelig, sehr nettes Vermieterehepaar, aber - wie berichtet - teilweise eher historisch ausgestattet. Der Dusche Wasser im Temperaturbereich zwischen Brühwurst und Eiskaffee zu entlocken war auch nicht so einfach.
Ganz heikel sind die klassichen Kleinstadt-Hotels, die es hier in jedem Nest als Überbleibsel der Goldrauschzeiten gibt. In der Regel sind die seit eben diesem Goldrausch auch nicht nennenswert renoviert worden. Dank der entspannten Glücksspielgesetze in South Australia ist lediglich alles, was mal Charme verbreitet hat, durch Spielautomaten ersetzt worden und der Rest als Bar ausgebaut.
Ensprechend war ich eher skeptisch, als sich mir hier in Naracoorte ein solches Exemplar anbot.

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Aber Obacht: "Hotel - Motel" steht da dran. Der Unterschied ist, dass "Hotel" die billige Wahl ist - kleiner Pferch im ersten Stock mit Klo auf'm Flur. "Motel" dagegen garantiert eigene Wasserversorgung in verschiedenen Temperaturbereichen (meist sogar einstellbar...) und Betten ohne weitere Mitbewohner.
Wie Schiller schon sagte: "Drum prüfe wer zur Nacht sich bindet, dass er sich nicht im Elend windet." Was Schiller nicht erwähnt, ist der zusätzliche Vorteil eines im Hause befindlichen Bottle-Shops. Aber von Bier soll ich ja auch nicht so viel reden.