Samstag, Januar 28, 2006

...Zeitung lesen aber auch

Heute hat es erstens mal weider 40 Grad, zweitens ist deshalb für mich Ruhetag und drittens ist Australia Day (Ozzie, Ozzie, Ozzie!!). Also wird nix gemacht ausser typischen Urlaubs-Beschäftigungen. Heute früh kurz ins Frühstücksfernsehen reingeguckt - lauter Menschen, die die Landesflagge ins Gesicht gemalt haben und schon zum Frühstück grillen (bzw. "Ozzie, Ozzie, Ozzie!!" brüllen) - dann erstmal (Milch-)Brötchen und ne Zeitung geholt und zum Frühstück auf die "Terasse" vor meinem Hotelzimmer gesetzt. Bis gegen zehn konnte man es da aushalten.

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Aha. Über 20 Prozent der rund 1.4 Millionen Einwohner von South Australia sind in einem nicht englischsprachigen Land geboren oder hat Eltern von dort. "Dadurch hat Australien die Vorzüge einer multikulturellen Gesellschaft entdeckt", befindet der in solchen Artikeln unvermeidliche Experte. Nachdem im 19. und 20. Jahrhundert vor allem Europäer nach Australien eingewandert sind (unter Einschleppung von world famous Mettwurst, "Shashlik" und "yiros"), kämen die Einwanderer heute vor allem aus Afrika und Asien und das sei ganz prima, findet der zitierte Professor.
Dass diese prima multikulturelle Harmonie gelegentlich auch eher unharmonische Straßenschlachten wie neulich in Sydney mit sich bringen kann, kommt erst auf Seite 18 vor. Da allerdings in ganz anderem Zusammenhang.
Da empört sich der Kommentator, dass es hierzulande Leute gibt, die den Autralia Day nicht für den passendsten Feiertag halten. Immerhin geht der Tag auf die Landung von James Cook in Australien zurück, und der Besuch aus Europa war für die damaligen Australier nicht unbedingt der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.
Das sei ja nun aber 218 Jahre her und da könne man nix mehr machen, meint der Kommentator. Außerdem würden die Aborigines jedes Jahr am Australia Day mit geehrt. Viel wichtiger als sich mit all diesen Minderheitenproblemen zu beschäftigen sei es, gemeinsam mit Flagge und Hymne den großen Nationalfeiertag zu begehen, denn "die Ereignisse von Cronulla und anderen Stränden in Sydney haben unterstrichen, wie gefährlich es ist, an den gesellschaftlichen Unterschieden zu rühren".
Hmm. Wenn man sich nicht drum kümmert, geht's also von selber weg... bei dem leisen Knacken in meiner Gangschaltung hat's ja geholfen.

Da ist man doch froh, wenn's auf Seite 56 wieder entspannt wird. Ein Australier und eine Australierin mit ihren Plänen und Ansichten zum Thema Australia Day. Bei ihm nicht schwer zu erraten: Auf dem dazugehörigen Foto trägt er einen Hut mit der Aufschrift "I love Beer" und zwei daran befestigten Dosen VB (Victoria Bitter, bzw. very besoffen :-)). Sein Tip ist den auch einfach: Fahr mit ien paar Kumpels nach Übersee, in einen anderen Staat, eine andere Stadt oder mindestens auf einen Campingplatz ausserhalb wo Dich keiner kennt, und hau Dir den Kanal voll (Ozzie, Ozzie, Ozzie!!). Gewonnen hat am Ende der, der die lustigste Geschichte erlebt hat, bzw. sich an die wenigsten Details erinnert.
Eigentlich ein sympathischer Plan. Aber aus Gründen der Objektivität muß man auch noch nebenan die Kolumne aus weiblicher Sicht lesen. Das Foto dazu lässt unangenehm vernünftige Feiertags-Tipps vermuten. Eigentlich kann jetzt nur eine moralinsaure Predigt gegen die Alkoholexzesse am Australia Day folgen. Aber nix da. Sophies einzige Sorge ist, dass der Australia Day dieses Jahr auf einen Donnerstag fällt und das ist doch unfair gegenüber allen die heute ordentlich feiern und sich morgen mit Kater ins Büro quälen. Sie selber hat vorsorglich Urlaub genommen, denn sie geht heut zum Cricket, um sich da abzufüllen (und jetzt alle: Ozzie, Ozzie, Ozzie!!!). Deshalb ist Sophie vehement dafür, Australia Day immer am Freitag oder Montag zu platzieren und gleich ein Australia Weekend zu veranstalten. "Auf diese Weise könnten wir ein Drei-Tage-Fest daraus machen", findet sie. Prösterchen - sympathisches Volk hier unten...