Dienstag, Februar 22, 2005

G'Bye, see ya

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Hier also die letzte Meldung vom anderen Ende der Welt. Hab heute noch mal einen kleinen Rundgang durchs Städtchen gemacht, um mich von den wesentlichen Kameraden zu verabschieden. Von den beiden Sicherheitskräften, die Tag und Nacht Eingangstür und Katzennapf hier im Hostel bewachen

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bis hin zu den typischen australischen Strandschönheiten

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und hab anschließend ein paar Dosen Bier für meine Abschiedsparty anliefern lassen

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Ok, zugegeben, die durchschnittliche Strandschönheit hier in Melbourne ist schon wesentlich attraktiver und die Biertürme sind für's Formel-1-Rennen, aber es muß ja auch nicht alles so genau stimmen, was man schreibt. Immerhin hab ich in den letzten fünf Wochen auch die Gewaltbereitschaft von Känguruhs ein bißchen übertrieben und behauptet, dass der Wind aus Böswilligkeit immer von vorne weht.
Aber Spaß gemacht hat's. Mir sowieso und offenbar auch dem einen oder anderen beim Lesen. Was mich daran erinnert, dass die Lektüre dieses Blogs selbstverständlich nicht kostenlos war. Wie ihr hoffentlich alle dem Kleingedruckten entnommen habt, verpflichtet sich jeder Leser dieser Seite, dem Autoren nach der Rückkehr mindestens ein Bier zu spendieren. Ich werde auf die identifizierten Kommentarschreiber entsprechend zukommen.
Ach ja und bevor ich's vergesse: Das ist ja alles ganz nett in diesem Autralien, aber ich freu mich riesig drauf, Euch in den nächsten Wochen alle mal wieder live zu sehen.

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Montag, Februar 21, 2005

So, ich wär dann so weit

Das Rad ist zerlegt und verpackt, einen schicken neuen Rucksack für's Handgepäck hab ich auch, ich muß also nur noch auf den Flieger warten. Und mehr mach ich denn auch nicht mehr. Wobei mich die Radverpackung heute nochmal ien bißchen auf Trab gehalten hat. Der putzige kleine Fahrradladen ums Eck, auf den ich mich als Quelle für einen passenden Karton verlassen hatte, war eine echte Enttäuschung. Nix mit Karton und der beste Tipp, den sie da auf Lager hatten, war ein Laden "sechs Kilometer die Straße runter, dann links und wieder rechts..." etwas vage und weit weg, um einen Fahrradkarton durch die Gegend zu transportieren. Auf der Suche nach Alternativen bin ich dann auf einen sehr schicken Rennradladen gestoßen, in dem all die tollen Spielsachen rumstehen, die man sonst eher im Katalog oder hinter Glas zu sehen kriegt. "Hol mich raus, lass mich auch gucken", rief meine Kreditkarte. "Nix da, dass ist gar nicht gut für Dich". "Och", rief die Karte, "nur ein paar von den schicken Felgen da drüben". In einem heldenhaften Kampf habe ich meine Kreditkarte niedergerungen und den Laden bloß mit einem kostenlosen Pappkarton verlassen. Die vage Idee, dass man hier vom starken Euro profitieren könne, hat sich als ziemliche Illusion herausgestellt. So nehm ich also mein altes Gerümpel wieder mit nach Hause. Bei der Gelegenheit kann ich ja mal verraten, warum ich wirklich zusätzliche Flaschenhalter an mein Rad geschraubt hab

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Ansonsten gibt's tatsächlich nix mehr zu berichten. Hier im kleinen lauschigen Viertel hab ich alles nennenswerte fotografiert und den rechten Elan zu grossen Ausflügen quer durch Melbourne bring ich auch nicht mehr auf. Langsam wird's Zeit mal wieder den Hintern ins eigene Bett zu legen und so schlichte Sachen zu machen wie Tiefkühlpizza vorm Fernseher zu essen. Man mag es ja gar nicht sagen, aber ich hab schon keine Lust mehr, nachher wieder Essen zu gehen. Wahrscheinlich hab ich's verdient, dass ich wieder arbeiten muss...

Sonntag, Februar 20, 2005

Der Tag der Abrechnung: 2220 Kilometer

Das Wochenende hab ich nochmal für einen kleinen Ausflug in die Rennradszene von Melbourne genutzt, bevor's morgen so langsam ans Packen geht. Letztes Wochenende war das ja schon sehr nett hier, aber ich hab mir sagen lassen, das die "Melbournians" die sehr unfreundliche Angewohnheit haben, Rad fahren als Frühsport zu betreiben. Richtig was los sei auf der Beach Road eigentlich nur zwischen sieben und neun, hat mir letzten Sonntag einer der Eingeborenen verraten. Also hab ich Freitag abend die noch andauernden Auto-Kauf-Beratungen auf der Terasse zeitig verlassen und brav geschlafen. Dann um kurz nach sieben aus dem Batt, alles bereit gemacht, Klamotten an, Flaschen gefüllt, Brille, Portemonnaie, Ersatzschlauch und Werkzeug gepackt - und als ich endlich soweit war komm ich vor die Tür und steh im Nieselregen. So ein Mist. Hab mich also wieder hingelegt und erst mittags eine kleine Runde gedreht.
Heute hat's dann deutlich besser geklappt. Um kurz vor halb neun war ich unten am Strand und hab meinen Augen nicht getraut. Da sind tatsächlich hunderte von Rennradlern unterwegs, in Gruppen von 50-60 Fahrern, immer schön auf den 25 Kilometern Straße zwischen St. Kilda und einem unscheinbaren Parkplatz, der von der überwältigenden Mehrheit als Pflichtstopp und Wendepunkt akzeptiert ist. Das Café, das den Wendepunkt in St. Kilda markiert, ist schon so weit auf das sonntägliche Volksfest vorbereitet, dass es Haken zum Aufhängen der Räder anbietet, um das Fahrrad-Parkplatz-Chaos etwas in Grenzen zu halten.

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Bis gegen halb elf ist die Straße so voll mit Radfahrern, dass die linke Spur praktisch durchgängig Radweg ist und man gar nicht umhin kann, im Windschatten irgendeiner Gruppe mitzufahren. Was allerdings auch kein Problem ist, da es augenscheinlich keinerlei "ungeschriebene Regeln" zu beachten gibt - auf akademische Spielereien wie Abwechlsung bei der Führungsarbeit, Rücksicht auf schwächere Fahrer in der Gruppe oder gleichmäßiges Tempo wird prinzipiell verzichtet. Hier regiert allein das Testosteron, das harte Rennsättel in Männerkörper pressen. Wenn einer schneller kann, als der andere, dann zeigt er das auch. Was dazu führt, dass jede grössere Gruppe unweigerlich immer schneller wird - auf meiner ersten Runde bin ich gleich mal in so ein Jagdrennen geraten, das über 15 Kilometer konstant mit um die 45 Sachen unterwegs war.
Während der zweiten Runde wurde der Temporausch von einer roten Ampel gebremst. Diese Gelegenheit hat eine der (gar nicht so wenigen) Frauen im Feld genutzt, die männlichen Kollegen zu fragen, ob man mal wieder ein etwas "normaleres Tempo" anschlagen könne. Die meisten Kameraden haben genickt, aber in den blutunterlaufenen Augen war reichlich Unverständnis zu erkennen - keine 30 Sekunden nachdem die Ampel auf Grün geschaltet hat, war die 40 km/h-Marke wieder erreicht.
Für das Päuschen zwischendurch bin ich in einen vermutlich recht einzigartigen Laden geraten. Eine Kombination aus Fahrradladen, Fahrradwerkstadt, Radsportmuseum und Café.

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Einer von gleich drei Rennrad-Shops, die ziemlich genau auf halber Strecke nebeneinander liegen.
Die 15 Kilometer von hier zurück nach St. Kilda wollte ich ganz gemütlich ausrollen - immerhin war ich schon jenseits der 100 Kilometer mit reichlich müden Beinen. Ganz entspannt bergabrollend bin ich dann an einem alleinradelnden Kollegen vorbeigezogen. Die nächste Ampelphase hat er besser getimed und hat wieder überholt. Müde Beine hin oder her, das kann man sich ja nun wirklich nicht bieten lassen. Am nächsten Anstieg hatte ich ihn wieder. Ein paar Minuten am Hinterrad, dann bin ich vorbei... auf den letzten drei Kilometern hinein in die Stadt hat uns dann doch noch die Vernunft eingeholt und wir sind gemütlich plaudernd ausgerollt.
Alles in allem nochmal richtig schöne (und schön schnelle) 116 Kilometer, was alles in allem exakt 2220 australische Kilometer macht. Wobei es auch bleiben wird. Morgen muß ich mich mal um Verpackung für's Rad kümmern und langsam ans Packen denken. Außerdem merk ich die fünf Wochen doch ganz schön in den Beinen. Beim Rad fahren geht's ja noch, aber beim Aufstehen aus dem Bett hätte ich heute morgen gut einen Zivi brauchen können...

Wo sind eigentlich die Aboriginees?

Diese exotischen Eingeborenen, die munteren dunkelhäutigen Gesellen, die bei der Abschlussfeier der 2000er Olympiade so fröhlich getanzt haben, als wir alle die große Versöhnung der australischen Gesellschaft mit ihren Ureinwohnern bewundert haben. Ja, die sind wohl noch nicht von der Abschlußfeier zurück. Zumindest kommen sie im Alltag praktisch nicht vor. Aboriginees gehen nicht im Anzug über die Straße zur Mittagspause. Sie arbeiten auch nicht auf den Highwaybaustellen. Sie bedienen auch nicht im Lebensmittelladen an der Ecke (da arbeiten Inder, und wenn man öfter mal "die Simpsons" gesehen hat, kann man dabei nicht wirklich ernst bleiben), oder nebenan in der Kneipe an der Theke. Auch am Auskunftsschalter der Bahn oder im "Outback Center" in Sydney (immerhin mit Ausstellung von Eingeborenen-Kunst) arbeiten keine Aboriginees. Der einzige Ureinwohner, den ich bislang getroffen hab war Ivan. Ivan wohnt in der Grünanlage unten am Luna Park und hat zuviel amerikanische Ghetto-Kultur geraucht: "Yo man, i'm a free spirit man, know what I mean, I'm a brother man, know what I mean..."
In den unbeleuchteten Hauseingängen, in denen man auch bei Regen übernachten kann, da findet sich schon mal ein Aboriginee. Aber selbst die guten Plätze für Bettler sind in der Regel von Weissen besetzt.
Hier in Melbourne in einer Seitenstrasse gibt's einen Laden - laut Schild im Schaufenster "100% aboriginal owned". Was immer die da verkaufen mögen, es ist zumindest das einzige nicht obdachlose Vorkommen von Ureinwohnern, das mir spontan einfallen würde.
Draussen auf dem Land gab's einige "Cultural Centers", wo der geneigte Tourist zwei Didgeridoos zum Preis von dreien und ein bedrucktes T-Shirt dazu erwerben kann. Selbst im beschaulichen Tilba kommen die "Abos" nur gelegentlich zu Gemeindefesten aus ihrer Siedlung herüber. Wenn unbedacht das Gespräch auf die Ureinwohner kommt, hab ich immer den Eindruck, die Leute würden von etwas sehr sehr exotischem reden.
Cathy Freeman läuft übrigens keine Rennen mehr, wohnt in einem schicken Haus irgendwo ausserhalb von Melbourne und hat sich laut Zeitung neulich von ihrem Freund getrennt. Vielleicht kann ich sie ja mal fragen, wo all die Aboriginees sind, falls sie zu meiner Abschiedsparty rüberkommt.