Donnerstag, Januar 27, 2005

G'Day Mates...

Puh - gar nicht so einfach hier mit diesem Internet. Nach einem Ort ganz ohne gab's einen mit genau einem Webfaehigen rechner, der dafuer ganztaegig ausgebucht war und gestern schliesslich ein Internetcafe und einen Nationalfeiertag - alles dicht in Batemans Bay. Dafuer geht's nun endlich ein bisschen weiter.

Also, wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, ein "kurzer Transfer" an den Stadtrand von Sydney. Das ging morgens ausserordentlich zuegig - haette ich nicht ein bisschen gebummelt, haette ich schon um halb elf die Faehre nach Bundeena bekommen. So wurde es denn halb zwoelf. Was soll's, trotzdem noch jede Menge Zeit.
Einmal drueben hab ich im mich auf die Suche nach einer Unterkunft gemacht. Dummerweise ist die einzige auffindbare Unterkunft in Bundeena ein Fuenf-Sterne-Schuppen mit Preisen ab 200 Dollar aufwaerts. Gerade zwoelf Uhr, das Wetter besser als erwartet, da hab ich mir denn gesagt: "80 Kilometer nach Shellharbour, die reisst Du doch locker am Nachmittag runter." Also los. Die ersten 30 Kilometer ein Traum - eine fast verkehrsfreie Strasse rauf und runter durch eine Art Regenwald.

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Am Ende dann vom "Bald Head Lookout" nur noch eine lange Abfahrt und laut Reisefuehrer 50 flache Kilometer am Meer lang. "Da bin ich ja locker um vier in Shellharbour", denke ich und stuerze mich in die phantastische Abfahrt. Drei Kilometer in rasendem Tempo Richtung Meer runter. Im Vorbeifahren sehe ich aus dem Augenwinkel noch ein Schild "No through road to...." - Mist, zu schnell vorbei.
Unten angekommen erwartet mich eine Strassensperre und ein freundlicher Bauarbeiter, der mir erklaert, dass die Strasse noch bis ungefaehr Weihnachten gesperrt ist. Keine Chance durchzukommen. Ich koennte aber ueber den Highway ausweichen.
So schnell verwandelt sich eine phantastische Abfahrt in einen Albtraum von Steigung, denn der Abzweig zum Highway ist ganz oben. Von dort geht's dann nochmal ein paar Kilometer bergauf bis zu besagter Autobahn, die inzwischen oberhalb der Wolkenuntergrenze liegt. Im dichten Nebel und Nieselregen mache ich da ungefaehr 20 Kilometer Umweg, bis ich endlich wieder zur geplanten Route zurueckkomme.
Nun geht's tatsaechlich flach am Meer lang auf einem gut ausgebauten Radweg, dafuer mit ordentlich Gegenwind. Von "vier Uhr in Shellharbour" ist schon lange keine Rede mehr - vielleicht schaff ich's bis halb sechs.
Tatsaechlich geht es einigermassen voran und um Punkt fuenf verspricht mein GPS, es seien nicht einmal mehr acht Kilometer. Kaum habe ich ein triumphierendes Laecheln aufgesetzt, merke ich, dass irgendwas nicht mehr so geradeaus faehrt wie bislang: Platten am Hinterrad. Also raus ins Gras und den Reifen gewechselt: Schlauch raus, Schlauch rein und das ganze wieder zusammengebaut. Dann zuecke ich souveraen meine Druckluftpatrone - und stelle fest, dass die in Australien wohl mehr Druck haben, als zuhause, denn da ist es mir noch nie gelungen, einen Reifen bis zum Platzen aufzupumpen. Die ganze Uebung also nochmal: Schlauch raus, Schlauch rein, zusammengebaut, VORSICHTIG aufgepumpt - und endlich geht's weiter. Um kurz vor sechs hab ich mich dann schliesslich ins Hotel geschleppt. Die Dame an der Rezeption zu dem sich bietenden Anblick: "You look pretty beat". Haette es in Shellharbour einen Bahnhof gegeben, ich waer mit dem Zug weitergefahren.

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Am naechsten Tag liess sich die Sache dann schon entspannter an. Abgesehen von den Abschnitten auf dem Highway war das eine ganz lockere Radelei ueber 85 Kilometer mit teilweise richtig nettem Rueckenwind. Die Highwayabschnitte in der Naehe der Staedte dagegen eher eine Zumutung: Schlechter bis gar kein Randstreifen, dichter Verkehr und immer wieder gemeine Anstiege.

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Gott sei Dank ging es den groessten Teil des Tages ueber Nebenstrassen. Am Ende dann der wohl verlassenste Ort der suedlichen Hemisphaere: Sanctuary Point. Das ist der Ort, in dem der Satz gepraegt wurde "Hier moechte ich nicht tot ueberm Zaun haengen" - vermutlich, weil immer wieder Einwohner morgens totgelangweilt ueberm Gartenzaun haengen. Ein bisschen Sorgen hab ich mir gemacht, weil direkt vor meinem Motelfenster so ein einladender Maschendrahtzaun stand... Frecherweise heisst die Strasse, an der dieses Elendsviertel der Abendunterhaltung liegt, ausgerechnet "Paradise Beach Road"!
Das einzige Highlight war der Schnapsladen - schliesslich musste ich mir dringend Mut antrinken angesichts der Aussicht, am Mittwoch ueber 100 Kilometer auf dem Highway unterwegs zu sein.

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Die Sorge war denn aber tatsaechlich unbegruendet. Gestern war "Australia Day" - grosser Nationalfeiertag und entsprechend praktisch kein LKW-Verkehr. Dafuer deutlich bessere Strassenverhaeltnisse, angenehmes Wetter und konstanter Rueckenwind. Ausserdem stellt sich wohl so langsam etwas wie Form ein - am Ende war ich trotz ruhiger Fahrweise deutlich schneller als urspruenglich geplant und so gut drauf, dass ich beinahe den geplanten Ruhetag abgesagt haette.
Hab ich dann aber nicht. Dieses Batemans Bay, in dem ich nun sitze ist schliesslich ganz nett, um mal einen Tag rumzubummeln. Ausserdem hoffe ich nach einer kurzen Etappe morgen (runde 85 km bis Narooma) auf zwei verkehrsarme Wochenend-Tage auf dem Highway. Danach sollte ich so weit im Niemandsland sein, dass es ohnehin erstmal ein bisschen ruhiger ist.

Tja, und dann hoffe ich auf eine etwas bessere Versorgung mit Internet-Zugaengen. Der Groesse der Orte zufolge sollte spaetestens am Samstag in Bega wieder was gehen. Drueckt mir die Daumen.


1 Comments:

Anonymous Anonym said...

... da bist du ja wieder... und wir dachten schon am e.d.w. gibts kein internet mehr... da muss ich doch gleich mal schnell gucken, wo du denn jetzt bist... wenn ich aus dem fenster gucke, seh ich schneebedeckte bäume und leider keinen regenwald...also mein held, wir hören aus bega... hoffentlich find ich das auf der karte... fraudaushh

27. Januar 2005 um 09:09  

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