Dienstag, Februar 01, 2005

Da Bloke is hedd'n fa Melb'rn onna pushy - poor Baastard

so sagt der Australier und frei übersetzt heißt es: "Der junge Mann fährt mit dem Fahrrad nach Melbourne - was für ein Held".

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Tatsächlich heißt das Fahrrad hier "Pushbike" oder kurz "Pushy" - vermutlich, weil es so viele Gelegenheiten gibt, wo schieben deutlich leichter und vernünftiger wäre, als hoch zu fahren... aber da ist man ja ehrgeizig.
Und dieser Ehrgeiz hat dazu geführt, dass ich der Wildnis wieder entronnen und ans Meer zurückgekehrt bin - nach Lakes Entrance, gut 250 Kilometer westlich von der letzten Meldung. Dazwischen gab's nicht nur keine Internet-Versorgung - ausser Wildnis gab's da eigentlich gar nichts.

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Hier kann man rechts und links der Strasse schon erkennen, dass da viel Platz für allerlei Getier ist. und siehe da: Ich hab denn auch endlich meine ersten Känguruhs gesehen. Am Straßenrand bloß ein ganz kleines, dass natürlich auch viel zu schnell weg war, als das ich die Kamera rechtzeitig rausgefummelt hätte. Dafür gibt's in Australien aber dankenswerterweise auch sehr serviceorientierte Känguruhs wie diese hier, die sich ordnungsgemäß ablichten lassen.

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Ich muß allerdings gestehen, dass dieses Bild ein bißchen geschummelt ist, da diese Känguruhs nur halb wild sind. Die wohnen auf einem Golfplatz südlich von Merimbula. Da es wohl aussichtslos war in dieser Gegend die Känguruhs von dem leckeren saftigen Gras fernzuhalten, hat sich der Club mit ihnen arrangiert und so gibt's da ausser Bunker, Wasser und sonstigen üblichen Golf-Hindernissen auch ein paar Dutzend Känguruhs, um die herumgespielt werden muß. Immerhin scheinen die Känguhs bislang die Pfoten von den Bällen zu lassen...
Ein paar Kilometer weiter habe ich dann das bereits mehrfach zitierte Eden besichtigt. Gut, ich hab den Garten nicht gesehen, aber besonders berauschend ist das Örtchen nicht gerade. Könnte sich in Zukunft aber ändern. Da Eden einer der wenigen Orte an der Küste mit einem richtig tiefen Hafen ist, soll demnächst das eine oder andere Kreuzfahrtschiff angelockt werden. Dann müsste allerdings noch ein bißchen Infrastruktur her - bislang ist das eher ein ödes Nest mit einem gigantischen Holzverladehafen.
Hinter Eden ist dann erstmal die Welt zuende. Bis zu meinem Tagesziel "Genoa" fast 50 Kilometer Busch mit einer einzigen Tankstelle unterwegs und der Grenze zwischen den Bundesstaaten New South Wales und Victoria.

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Natürlich hatte ich genau in der Mitte in dieser Einöde meinen zweiten Platten - warum passiert sowas nie gegenüber von einem netten Cafe, oder noch besser von einem Fahrradladen...
Genoa selbst war dann ein echtes Erlebnis. Wer "Crocodile Dundee" mal gesehen hat: Walkabout Creek ist gegen dieses Genoa die reinste Metropole. Ziemlich genau fünf Häuser, bzw. befestigte Unterstände direkt am Highway. Ein Pub mit angeschlossenem Motel... ok, Motel ist ein weiter Begriff... angeschlossenen Unterkünften wäre richtiger.
Als ich dann abends so an der Bar in Genoa saß, hab ich endlich mal versucht, die Frage aller Fragen zu klären, die sich immer wieder stellt, wenn man durch eine so entlegene Gegend fährt: "wovon leben die Menschen hier bloß?". Von den drei Mann an der Theke war einer echter "Local", die anderen beiden bloß zugezogene. Und der Kamerad neben mir erzählt allen ernstes, er lebe seit etwa einem Jahr in Genoa und sucht noch nach Arbeit. Bislang habe er erstmal ein Stück Land mit einem kleinen Häuschen gekauft und auf Vordermann gebracht. Aber mit seinem Kumpel - der nicht ganz so schnell das Bier runterkippen konnte - würde er jetzt ins Geschäft mit Holzschnitzereien einsteigen. Es dürfte aussichtsreicher sein, sich an dieser Bar einfach tot zu saufen.
Am Morgen danach hab ich mich dann erstmal kräftig erschreckt: Es war kalt wie Sau in der Sperrholzbude und draussen dichter Nebel mit Nieselregen.

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Gegen halb acht hab ich dann alles angezogen, was ich hatte und bin zu den geplanten 120 Kilometern aufgebrochen. Tatsächlich gab's dann eine Stunde später schon wieder Sonnenschein und wieder einen richtig heissen Tag. Ein heisser Tag mit reichlich Bergen übrigens. Allerdings allesamt sehr nett zu fahren. Hier in Victoria sind die Straßen wesentlich besser und die Steigungen angenehmer als in New South Wales. Und nach den Bergen gab es dann auch zum ersten mal richtig flaches Land zu sehen: East Gippsland.

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Benannt nach dem Entdecker Sir Reginald Gipps, der seinerzeit an Land ging und ausrief: "Hier gipps ja gar nix zu sehen". Wenn man nicht gerade versessen darauf ist, eine flache gerade Straße entlangzuradeln, ist die Gegend tatsächlich ein klein wenig enttäuschend.
Am Ende in Orbost sollte eigentlich erstmal Schluß sein und Ruhetag, denn so langsam tun die Beinchen doch ein bißchen weh. Allerdings war das nette Hotel in der "Innenstadt" von Orbost ausgebucht: Ein Stückchen weiter östlich an der Küste gibt's ein Buschfeuer und die Feuerwehr hat ihre Leute in dem Hotel einquartiert. Blieb für mich also nur das "Club-Hotel" ein Stück die Straße runter. Die bisher billigste Unterkunft, aber auch die verrottetste bude, die ich je gesehen hab. Ich wette, die würden die Zimmer auch stundenweise vermieten, wenn sie nur ansatzweise die entsprechenden Mädels überzeugen könnten, da zu arbeiten.
Unter diesen umständen hab ich dann den Ruhetag verschoben und bin heute früh die knapp 60 Kilometer hierher nach Lakes Entrance geradelt. Nach fast 300 Kilometern wieder ein Blick auf's Meer.

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Lustiger Ort. Der Name kommt daher, dass hier die Einfahrt vom Meer in ein weit über 100 Kilometer langes Seensystem ist. Der Ort selber ist ein langgestrecktes Touristenzentrum auf einer Insel und natürlich mit Booten vollgestellt bis obenhin. Netter Platz, um mal einen Tag den Hintern ruhen zu lassen und dann weiter Richtung Westen zu radeln. Auf direktem Weg sind's gerade noch etwas mehr als 300 Kilometer nach Melbourne. Aber da noch so viel Zeit ist, werde ich morgen mal in Ruhe planen, wie's weiter geht. Vermutlich entlang der Küste bis Phillips Island (da soll's richtige Pinguine geben) und hinterrücks von der anderen Seite nach Melbourne rein... von da, wo sie mich nicht erwarten!

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

wie war das noch? adoption war sein schicksal??? egal, mein held, fahr weiter für uns... obwohl ich mir nicht sicher bin, ob man baastard tatsächlich mit held übersetzt :-)...und könntest du die paar kilometer nochmal zurück und dieses entzückende waschtischensemble aus tilba hintendraufschnallen... und immer schön am beckenrand bleiben, denk an die haie! es grüßt fraudaushh

2. Februar 2005 um 11:01  
Blogger abaelard said...

Duenne Radfahrerbeinchen und kleine Hintern? ich glaub's ja wohl nicht. Erstens schwellen die Oberschenkel nach den ersten 1000 Jahreskilometern schon ganz ordentlich, zweitens sehnt sich mein Hintern derzeit eher nach der abendlichen Dosis Melkfett und einem weichen Sessel, als nach transkontinentaler Fernbefummelung :-) Darueber koennen wir ab dem 28.2. nochmal reden, hehe.
Waeschetechnisch besteht auch kein Grund zur Sorge. Dank groser Waesche am Ruhetag ist alles wieder aprilfrisch. Durchgeschwitzt wird ja eh immer nur dasselbe Radtrikot und dessen Geruch wird bislang immer noch vom Fahrtwind verweht - oder sollte es daran liegen, dass ich so wenig Last mit Fliegen und Muecken habe??

3. Februar 2005 um 05:52  

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