Freitag, Februar 10, 2006

Brutto oder netto...?

Die letzte Etappe Great Ocean Road hatte ich ganz genau geplant - 85 Kilometer von Apollo Bay nach Torquay. Am Ende standen dann glatte 95 Kilometer auf dem Tacho. Ich habe also satte zehn Kilometer überflüssig in australischen Kurven verbracht, die so nicht auf der Karte verzeichnet waren. Überflüssig, aber durchaus sehenswert.

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Mein allwissender Reiseführer hatte mal wieder recht: Die Strecke nördlich von Apollo Bay ist das spektakulärste Stück Ocean Road. Nix gegen die Apostelfelsen drüben am Westufer, aber eine Straße, die über 60 Kilometer immer am Meer lang führt, ist schon was nettes - zumal, wenn dann noch das Wetter passt.

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Tatsächlich war's heute schon fast wieder zu heiß hier, aber man soll ja nicht meckern, sonst wird einem noch Undankbarkeit vorgeworfen. Jedenfalls war das heute durch Temperaturen jenseits der 30 Grad und viele kleine, eklige Anstiege anstrengender als die "Berge" gestern.
Wobei ich noch vor dem Frühstück gelernt habe, wie man Berge ganz entspannt hochkommt. Vor der Moteltür quatscht mich ein Mädel an, wo ich denn hinwill, sie wär auch mit dem Rad unterwegs, aber in die entgegengesetzte Richtung. Ich wollte gerade meine umfangreichen Erfahrungen zum Thema Berge zum besten geben, da erklärt sie, für den Weg bis hoch nach Lavers Hill hätte sie schon einen netten deutschen Touri gefunden, der sie mit dem Auto hochfährt.
Das, meine Damen und Herren, ist die hässliche Wahrheit: Während wir Jungs mit ehrlich schmerzenden Waden die mörderischsten Steigungen erklimmen, sitzen die Mädchen im Schatten und machen ihre Höhenmeter per Augenaufschlag klar...
Ich jedenfalls hab mir mal wieder jeden Meter selbst erarbeitet - da mein Augenaufschlag bloß für ein mitleidiges Lächeln reicht. Was ich spätestens beim letzten Anstieg des Tages außerordentlich schade fand. Nochmal 100 Höhenmeter und die Gatorade-Brühe mittlerweile auf Körpertemperatur geheizt... in dem Zustand schmeckt das Zeug wie - Dinge, die nicht in einen Blog gehören. Jedenfalls kein guter Wert auf einer Geschmacks-Skala zwischen 0 und "eiskaltes Bier"...
Zum Ausgleich hatten die Aussies mal wieder ein Etappenfinale aus dem Bilderbuch hingestellt. Fast so gut wie gestern mit fünf Kilometern Abfahrt runter zum Strand.

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Am Ende bin ich denn in Torquay gelandet, der selbsternannten "Surf City". Außer dem surftauglichen Strand gibt's denn auch nicht viel zu sehen hier, aber ich will hier ja keine Wurzeln schlagen. Morgen gibt's eine spannende kleine Orientierungsfahrt nach Queenscliff, von wo hoffentlich die Fähre über die Phillip Bay nach Sorrento fährt.
und zum Schluß noch eine tragische Entwicklung

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Eine Baustellenampel. Für den Mitteleuropäer kein besonders erschütternder Anblick, für den Radler in Australien aber eine kleine Enttäuschung. Normalerweise stehen an den Baustellen hier nämlich leibhaftige Australier mit großen Stop/Slow-Schildern, die den Verkehr regeln. Verkehrstechnisch macht die Ampel den Job genauso gut, weigert sich aber bislang noch, den wartenden Radler mit einem munteren "G'Day Mate" zu begrüßen.